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33. Feierabend.
1. Es war Abendzeit, und die Sonne schickte sich an, hinter dem
Walde niederzugehen. Im Dorfe unten hämmerten sie tapfer an den
Sensen, denn es war vor dem ersten Heumachen. Hier und dort
sah man sie auch vor den Haustüren sitzen in Hemdärmeln, und
was die Alten waren, die schnitten einige neue Zähne in die alten
Rechen. Die Frauen drinnen aber kochten die Abendsuppe. Man
sah es am Rauch, der in bläulichen Säulen aufstieg. Dort drüben
im Felde schlug der Schäfer schon seine Hürden auf, um die Herde
einzutreiben. Die Schatten der Berge lagen ganz über dem Tal—
grund her.
2. Oben auf der kleinen Anhöhe aber glänzten noch die letzten
Sonnenstrahlen, und da stand zwischen wilden Rosen und Schwarz⸗—
dornen der kleine Christoph und sah die ganze Herrlichkeit mit an—
Seine Gänse mußte er nun wohl bald nach Hause treiben; er aber
schaute mit seinen großen, blauen Augen in die Weite. Auf seinem
Kopf saß eine seltsame Kappe, ohne Farbe und ohne Schirm, sein
weißes Flachshaar schaute lang darunter hervor. Aus seiner Jacke,
die ihm viel zu groß war, guckte am Hals ein richtiger Hemdkragen
hervor, und alles war heil. Aber die kurzen, linnenen Hosen, daraus
seine bloßen Füße schauten, konnten von Dornen und Brombeerranken
erzählen. Eine Stange und daran ein rotes Fähnlein lag neben ihm,
und ein leeres Brotbeutelein von Leinwand hing ihm an der Seite.
Älter als neun Jahre konnte er nicht sein. Seine Augen blickten
zum kleinen Kirchturm; da loderte oben am Kreuz auch noch ein
Sonnenstrahl als ein Lichtlein überm Dorfe. Jetzt schaute Christoph
der Sonne ins Gesicht, jetzt sank sie unter. Im Dorfe war es still
geworden. Aus dem Walde nur meldete sich eine Drossel, aus dem
Feld eine Wachtel, und von der Herde, die jetzt in der Hürde lag,
klangen leise die Glocken.
3. Christoph stand regungslos. Seine Gänse verhielten sich still
und hatten den Heimweg allgemach angetreten. Jetzt warf er seinen
Brotbeutel über dem Rücken zurecht und faßte nach der Fahne. Da
besann er sich eines anderen. Er blickte sich um, ob jemand in der
Nähe sei; dann nahm er seine Mütze vom Kopfe und faltete seine
Hände, hob seine Augen himmelwärts und sprach: