Full text: [Bd. 2 = Oberstufe, [Schülerbd.]] (Bd. 2 = Oberstufe, [Schülerbd.])

stiegen. „Du bist ein häßlicher Baum", sagten sie und rissen sich dürre 
Zweige ab und trugen sie im Schnabel weg. 
2. Da schämte sich der Baum und sagte so vor sich hin: „Ach, 
könnte ich doch wieder in den Wald!" Und die Ainder, die das 
gehört hatten, brachten ihn in den Wald und steckten ihn in die weiche 
Erde hinein. „So, da bleib stehen!" sagten sie und gingen wieder 
nach Haus. Die Bäume aber, die ringsum standen, schüttelten sich 
vor Lachen, als sie das alte, graue Männlein in seinem abgeschabten 
Rock sahen, und sie wollten seine Weihnachtsgeschichte auch nicht 
glauben. Da ist der Förster gekommen, hat ihn aus der Erde gezogen 
und ihm zu Hause alle Zweige abgeschnitten. Da ist er eine lange, 
dünne Stange geworden, und der Förster hat ihn hinten in seinem 
Garten in das weiche Erdreich gesteckt. Fritz Gansberg. 
168. Der Vöglein Weihnachten. 
Dilles freut sich auf Weihnachten, das lieblichste der Feste, das 
H Licht und Wonne in die dunkle Winterzeit strahlt. Alles? 
Auch die muntern Sperlinge, die oft so lustig vor unsern Fenstern 
zwitschern und auch im Winter treulich bei uns aushalten, während 
so viele ihrer gefiederten Kameraden nach dem warmen Sijden ziehen? 
2. Ach nein, die nicht, die haben im Winter meist traurige 
Zeit. Sie treiben sich auf den Gaffen umher, suchen und picken und 
finden meist nichts, plustern sich auf vor Kälte und zwitschern nur 
ganz kläglich. And auch Weihnachten macht für sie keinen Unter¬ 
schied. Zm Gegenteil, selbst da, wo man ihnen sonst mitleidig ein 
wenig Futter hingestreut, wird es in der Weihnachtszeit leicht ver¬ 
gessen, weil ein jeder doppelt beschäftigt und von der Festfreude hin¬ 
genommen ist. 
3. Wenigstens den deutschen Sperlingen geht es so, ich glaube 
auch ihren englischen Brüdern und ihren Stammgenoffen in vielen 
andern Ländern. Nur in einem Lande soll es ihnen besser ergehen, 
in einem Lande im hohen Norden — so geht die Sage unter dem 
Sperlingsvolke. Am die Weihnachtszeit raunen sie viel davon und 
zwitschern einander die wundersame Mär zu von dem Lande, wo 
auch die Vögel Weihnachten feiern. Za, wenn sie recht hungrig sind 
und recht frieren, dann kommt ihnen wohl der Gedanke, ob es 
nicht besser wäre, auch in jenes herrliche Land zu stiegen. Dort 
stehen am Weihnachtstage reiche Garben mit vollen Ähren überall 
vor den Häusern, und die Sperlinge und alle Vögel sind freundlichst 
eingeladen, sich nach Herzenslust daran zu laben.
	        
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