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4. Allmählich begann der Ofen zu erkalten. Die Ofentür wurde
geöffnet. Wir wurden ans Tageslicht gebracht. Wie wunderten
wir uns über unsere Veränderung! Unsere Farbe war heller geworden.
Wir standen fester auf den Füßen. Ein glänzendes Mäntelchen um¬
hüllte uns. Nur unter der Fußsohle hatten wir eine rauhe Haut.
Nicht lange freuten wir uns des hellen Tageslichtes. Ein Packer
faßte uns am Arm, wickelte uns in Stroh und legte uns in Körbe und
Kisten. Wir wurden verladen und verschickt. Unter mir hörte ich
das Rollen der Wagenräder. Als ich endlich ausgepackt wurde,
fand ich mich in einem Laden wieder, wo tausenderlei Ton- und
Porzellanwaren auf Wandbrettern standen.
5. Endlich schlug die Stunde meiner Befreiung. Eines Tages
kam eure gute Mutter, zahlte einige Nickelstücke Lösegeld und
führte mich in eure Küche. Nun bin ich mittlerweile alt geworden
und habe Runzeln und Risse bekommen. Aber jedesmal, wenn die
Mutter mich vom Küchenbrett nimmt und mich mit dem heißen,
duftenden Kaffee füllt, da freue ich mich, mitten zwischen euch zu
sein, wie ihr lacht und schmaust, und ich meine, es ist doch ’was
Schönes, eine Kaffeekanne zu sein. Anton Dietrich.
158. Dachschiefer, Schiefertafel, Schiefergriffel.
1. Von allen Steinen der Erde ist der Schiefer am höchsten
hinaufgekommen. Vom hohen Kirchturme unserer Stadt schaut
er als Dachschiefer weit in die Lande hinein. Als Schiefertafel und
Schiefergriffel macht er den Abc-Schützen zum Rechenmeister, zum
Schreib- und Zeichenkünstler.
2. Die Heimat des Schiefers sind das Rheinisch-Westfälische
Schiefergebirge und der Thüringer Wald. Ganze Berge dieser Ge¬
birge sind aus diesem Gestein zusammengesetzt. Gewöhnlich kommt
der Schiefer in dünnen Platten vor, die gerade so wie die Blätter in
einem Buche übereinander liegen.
3. Kräftige Männer holen das Gestein mit Hacke und Hammer
ans Tageslicht. Durch Spalten und Behauen entstehen die Dach¬
schieferplatten. Noch bedeutend mehr Arbeit erfordern die Schiefer¬
tafeln. Die unbearbeiteten Schieferplatten sind zum Schreiben
nicht glatt und schwarz genug. Die Glätte erhalten sie durch längeres
Schleifen mit feinem Sandstein, die Schwärze durch Polieren mit
Kohle und Öl.