Otto I., der Große.
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Franken bei Andernach Eberhard fiel und Giselbert auf der Flucht im
Rhein ertrank. Heinrich unterwarf sich; Anschläge, die er später noch
gegen das Leben Ottos richtete, mißlangen. In Frankfurt söhnten sich
endlich die Brüder miteinander aus; Heinrich und der jüngste der Brüder,
Bruno, Erzbischof von Cöln, wurden die Hauptstützen des Königs.
Darauf erhielten die erledigten Herzogtümer Herzöge aus dem Kreise
seiner nächsten Verwandten. Sachsen und Franken verwaltete er selbst,
Lothringen erhielt sein Eidam Konrad der Rote, Bayern sein Bruder
Heinrich, Schwaben sein Sohn Liudolf. Überall wurde die herzogliche
Gewalt geschmälert. Der König behielt der Krone das Recht vor, die
erledigten Bistümer zu besetzen, die bisher vielfach von den Herzögen
vergeben worden waren; er zog das Königsgut ein, dessen Verwaltung
die Herzöge gehabt hatten, und unterstellte es königlichen Pfalzgrafen,
die zugleich ein Gegengewicht gegen die Herzöge bilden sollten.1
Nach Wiederherstellung der Ordnung in Deutschland richtete Otto
sein Augenmerk auf Italien.
Die europäischen Küsten des Mittelmeeres wurden damals von den Die
Sarazenen beunruhigt. Im 9. Jahrhundert besetzten diese, von der Nord-^°^"'
küste Afrikas kommend, Kreta, Sizilien, Sardinien und die Balearen und
faßten in dem noch überwiegend byzantinischen Unteritalien festen Fuß.
Italien selbst war seit den Römerzügen Arnulss von Kärnten von wilden Italien.
Kämpfen erfüllt. In Rom befehdeten sich die streitbaren Adelsgeschlechter
und verfügten nach Willkür über den päpstlichen Stuhl. In Norditalien
suchten Burgunder, Ungarn, Schwaben und Bayern ihren Vorteil. Der
Markgraf Berengar von Jvrea hatte die italische Königskrone an sich
gerissen und Adelheid, die Witwe seines Vorgängers, die sich geweigert
hatte, die Gemahlin seines Sohnes zu werden, gefangengesetzt.
Um die Ordnung in Italien wiederherzustellen, zog Otto 951 an Ottos
der Spitze eines glänzenden Heeres, begleitet von den Großen des Reiches, L*5™er3U9
über die Alpen. Ohne Schwertstreich fiel ihm das Königreich zu; nicht
einmal Pavia wurde verteidigt. Hier, in der alten Hauptstadt der Lango-
barden, nahm Otto, ohne eine Wahl oder Krönung für nötig zu erachten,
den Titel eines Königs der Langobarden an und vermählte sich
mit Adelheid. So entstand die für die kulturelle Entwicklung Deutsch¬
lands so wichtige Personalunion zwischen dem Deutschen Reiche und
Italien. Berengar unterwarf sich und erhielt später Italien zu Lehen.
Unzufrieden mit der zweiten Heirat des Königs und eisersüchtig auf Aufstand
Heinrich von Bayern, der großen Einfluß auf ihn ausübte, empörten sich ^Äs!'
Liudolf und Konrad gegen ihn. Wieder schlössen sich viele sächsische
Große ihnen an. Ohne durch Waffengewalt bezwungen zu fein, mußten
sie sich unterwerfen, als sich die öffentliche Meinung gegen ihren Bund
mit den Magyaren erklärte. Sie wurden begnadigt, verloren aber ihre
Herzogtümer.
1 So wurde auch für Sachsen-Thüringen eine eigene kömgliche Pfalzgrafschaft in
der Gegend von Allstedt gegründet.