eben jene Frau Friedrich, die damals, als sie nach der Pfaueninsel
kam, eine fünfunddreißigjährige Frau war. Sie war seit zehn Jahren
verheiratet, und zwei Kinder kamen mit ihr auf die Pfaueninsel.
König Friedrich Wilhelm HI. ließ sich, wenn er in der Gegend des
Maschinenhauses war, gern eine Erfrischung von der sauberen Frau
reichen. Warum sollten es die heranwachsenden Prinzen nicht auch?
Frau Friedrich wußte in der Küche vorzüglich Bescheid, und so war es
jahraus, jahrein geschehen, daß König und Prinzen bei ihr sich als
Gäste hatten anmelden und bedienen lassen.
Frau Friedrich und ihre Küche gehörten mit zu den Berühmtheiten
der Insel, die jeder, auch fremde Fürsten, Grafen und Exzellenzen kennen
zu lernen begehrten. Auch für den Prinzen Wilhelm war kein Jahr
vergangen, in dem er nicht ein- oder zweimal bei Frau Friedrich ein¬
gekehrt war. Je älter er wurde, je mehr das Todesjahr seines Vaters
in die Ferne rückte, desto mehr war es für ihn ein besonderer Tag, an
dem er, um die Erinnerung an seinen Vater ungestört zu genießen, aus
der Pfaueninsel weilte und dabei denn auch die Bekanntschaft mit den
Bewohnern des Maschinenhauses auffrischte.
Im Jahre 1866 kam nun über König Wilhelm eine Lage, die ihm
mehr als je die Erinnerung an seinen Vater lebhaft weckte. Es waren
die Tage, in denen es sich darum handelte, ob Preußen mit Österreich
Krieg oder Frieden haben solle. Schon standen die Truppen an den
Grenzen, zum Einrücken bereit. Zum Kriege sich zu entscheiden, ist dem
König immer schwer gefallen. Vor diesem Kriege mit Österreich aber
warnten ihn alle Stimmen in seinem Innern; hatten doch im Testament
seines Vaters die Worte gestanden: „Vor allem mögen Preußen, Ru߬
land und Österreich sich nie voneinander trennen!" Und davon sollte
er abgehen? Von dieser Lage bedrängt, suchte der König auf der
Pfaueninsel Sammlung und Ruhe. Für den 3. Juni ließ er der
Frau Friedrich seine Anwesenheit ankündigen, auch ein Mittagsmahl
bei ihr bestellen.
Ganz ungestört gingen die Stunden des Aufenthalts auf der Insel,
selbst die er im Maschinenhause zubrachte, doch nicht vorüber. Hören
wir für das, was sich dort ereignete, Frau Friedrich selbst reden. Ich
habe die Worte am Tage selbst, da sie mir davon erzählte, nieder¬
geschrieben. * b
„Der König war hier," sagte sie, „er wollte ein paar Stunden
Ruhe haben. Aber sie haben sie ihm doch nicht gelassen. Als ich die
Depesche kommen sah und die Miene bemerkte, mit der der König sie
empfing, konnte ich's nicht ertragen. Ich zitterte an allen Gliedern und
ging schnell in meine Küche. Der König hatte in der Stube essen
wollen, weil es draußen zu heiß war. Als er nun nach Tische auf-