fullscreen: Zur Heimatkunde von Hessen-Nassau ([Kl. 6])

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auszuleeren, denn unter dem Grase habe sich auch das Kraut gefunden, 
welches ihr die Bergeshöhle erschlossen habe. Nach sieben Jahren ging 
die Frau auf den Berg, und siehe, da faß ihr Kind oben und, schlief und 
war noch eben so jung und blühend und frisch, wie sie es verlasse:! 
hatte. Von der Tür und der Höhle aber war keine Spur mehr zu 
finden. I. W. Wolf. (Hessische Sagen. Göttingen und Leipzig 1852. S. 2.) 
6. Kurg Eppstein. 
Œinst ritt der Ritter Eppo durch das Tal des Schwarzbaches. Als er 
in die Nähe der heutigen Burg Eppstein kam, hörte er eine klagende 
Frauenstimme. Er ging den Tönen nach und fand ein schönes Edelfränlein 
mit blonden Haaren, das in einer Höhle an einem Felsen angekettet war. 
Sie hieß Berta von Bremthal. Dem Ritter erzählte sie, daß ein böser 
Riese ihren Vater und ihre Brüder erschlagen und sie hierher entführt hätte. 
Sogleich war Eppo bereit, sie zu befreien. Das Edelfräulein riet ihm, 
nach Bremthal zu wandern. Der Bnrgvogt dortselbst würde ihm ein 
eisernes Netz geben, mit dem sie den Riesen fangen wollten, wenn er 
schliefe. Eppo tat, wie ihm das Edelfränlein geraten hatte. Am andern 
Tage kehrte er mit dem Netze zurück und versteckte sich in einem Busche 
in der Nähe, wo der Riese weilte. Es war sehr heiß. Berta half dem 
Ritter das Netz ausbreiten. Blumen und Zweige streute sie dariiber, um 
es zu verdecken. Als der Riese kam, freute er sich über das schöne Lager. 
Er band die Jungfrau nicht an wie sonst, sondern legte sich gleich nieder 
und schlief ermüdet ein. Da winkte Berta dem Ritter Eppo. Der führte 
sie erst hinweg und zog dann das Netz samt dem Riesen mit aller Kraft 
dem Abgrund zu. Der Wilde tobte und wehrte sich mit Macht. Er 
schrie, daß das Tal erzitterte. Eppo spannte seine ganze Kraft an. Da 
sttirzte der Riese in die Schlucht, Felsblöcke mit sich reißend. Jubelnd 
führte der^Ritter Berta nach Bremthal. Dort hielten beide Hochzeit. 
Später wohnten sie ans der Burg Eppstein, die Eppo an der Stelle 
erbaute, wo er den Riesen getötet hatte. 
Christian Spielmann. (Sagen und Geschichten aus dem Nassauer Land. Wiesbaden 1894. S. 44.) 
7. Wegewart (Cichoria intybus). 
In Nassau erzählt das Volk also: Ein Jüngling zog hinaus in die 
Fremde. Lange harrte seine treue Braut seiner Wiederkehr. Gar 
oft stand sie am Wege, den einst ihr Geliebter gezogen war, und 
schaute mit ihren großen blauen Augen in die Weite. Allein nimmer 
kam er zurück. Man drang in die Maid, doch Tränen und Harren 
zu lassen und des Dahingegangenen zu vergessen. Doch sie wies 
alles Zureden ab und sagte weinend:
	        
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