Full text: Zur Heimatkunde von Hessen-Nassau ([Kl. 7])

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12. Besuch eines Bergwerks. 
Wir lenken unsere Schritte dem nahen Bergwerk zu, um den 
Reichtum unterirdischer Schätze zu schauen, deren sich unser 
Heimatland Nassau besonders hier im Dillgebiet rühmen darf. Das 
laichen, dem wir in nordöstlicher Richtung folgen, wird nach und 
nach enger. Mächtige Steinhaufen, die Halden, lassen erkennen, 
daß wir uns in der Nähe eines Bergwerks befinden. Wir erblicken 
hier eine Anzahl Schuppen, die den jüngsten Bergleuten als Arbeits¬ 
räume dienen. Diese zerschlagen mit einem Hammer die Eisen¬ 
erze in Stücke von der Größe des Schotters auf der Landstraße 
und verladen sie zur sofortigen Beförderung nach den Hochöfen 
in die bereit stehenden Eisenbahnwagen. In einem daneben liegenden 
Schuppen besorgt auch eine Maschine, der sogenannte Stein¬ 
brecher, die Zerkleinerung der Erze in Stückchen von Kiesstärke. 
Der so zerkleinerte Eisenstein wird in Kasten gebracht, gewaschen 
und zugleich von dem unbrauchbaren Gestein gereinigt. 
Wir gelangen endlich an das Zechenhaus, das durch seine 
Größe besonders auffällt. Hier haben sich die Bergleute bereits 
versammelt. Der Steiger, den wir schon tags zuvor kennen gelernt 
hatten, ersucht uns, einzutreten. Wir folgen seiner Aufforderung 
und begrüßen die ernsten Männer. Inmitten der flammenden 
Grubenlichter steht der Steiger und verliest die Namen der Berg¬ 
leute, die nun zur Arbeit in die Grube einfahren sollen, und über¬ 
gibt ihnen die für die Arbeitsschicht nötigen Sprengstoffe. Sein 
kurzes Gebet um Schutz bei dem gefahrvollen Tagewerk schließt 
er mit dem Bergmannsgruß „Glück auf!“ 
Der freundliche Obersteiger hat uns die Erlaubnis erteilt, unter 
Führung eines kundigen Mannes ins Bergwerk einzufahren. Aber 
bevor die unterirdische Wanderung beginnt, ziehen wir einen blau¬ 
leinenen Anzug an, um unsere Kleider zu schützen. Wir stehen 
bald vor dem Grubeneingang, der schön ausgemauert und über¬ 
wölbt ist. Über der Wölbung prangt in großen Buchstaben der 
Name der Grube. Darunter kreuzen sich Fäustel und Schlägel zum 
Bergmannswappen. 
Mit einem Grubenlicht in der Hand schreiten wir nun durch 
den langen, wagerechten Gang, den der Bergmann Stollen nennt. 
Senkrechte Pfosten zu beiden Seiten des Stollens, Türstöcke 
genannt, mit quer darübergelegten Balken, den Kappen, stützen 
die Gesteinsmassen seitlich und über uns. So verbaut der Berg¬ 
mann die Stollen, um vor herabfallendem Gestein geschützt zu sein 
oder das Einbrechen und gänzliche Verschütten des Ausgangs zu 
verhüten.
	        
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