Full text: Zur Heimatkunde von Hessen-Nassau ([Kl. 7])

Sein Leichnam wurde von den Lahnbelvohnern abgeholt, zu Schiff von 
Kobern nach Dietkirchen gebracht und dort in dem von Lubentius erbauten 
Kirchlein begraben. 
Eine alte Sage erzählt, die Bewohner der Mosel, des Rheins und 
der Lahn hätten sich in Kobern um den Leichnam gestritten, da habe man 
zuletzt die Leiche in ein Schifflein gelegt und dieses den Wellen über¬ 
lassen. Das Schifflein sei dann von selbst moselabwärts bis Coblenz, dann 
rheinaufwürts bis Lahnsteiu, von da lahnaufwürts bis Dietkirchen getrieben 
und hier stillgestanden zum Zeichen, daß man den Leib des Heiligen hier 
bestatten möge. Nach K. Wolfs. (Nassovia VI. Wiesbaden 1905. S. 182.) 
8. Mensch, vergiß das Beste nicht! 
1. Faul am Hügel nah der Herde j 
Träumt der Peter lang gestreckt, 
Als ein Nixchen schwebt zur Erde 
Und mit schelmischer Geberde 
Keck den Siebenschläfer weckt. 
2. „Dieser Zauberschlüssel, 
Knabe, 
Öffnet dir den nahen Berg! 
Eines alten Königs Habe 
Liegt bereit für dich als Gabe, 
Treulich leitet dich ein Zwerg.“ — 
3. Hui, wie flog der lange Bengel 
Hurtig aus dem Gras empor: 
„Grüß dich Gott, du schöner Engel, 
Her mit deinem Zauberstengel!“ 
Riefs — und offen stand das Tor. 
4. Welch ein Glitzern, welch ein 
Funkeln! 
Wie der Schatz die Strahlen warf 
Demantschimmernd in dem Dun¬ 
keln! 
Und die Zweige neidisch munkeln: 
„Glücklich, wer hier ernten darf!“ 
5. Und der würdigste von ihnen 
Neigte sich vor Peter tief, 
Sprach mit demutvollen Mienen: 
„Hoher Herr, nur dir zu dienen, 
Mich ans Tor die Nixe rief!“ 
6. Aber Peter sonder Säumen 
Wirft den Schlüssel ins Gestein, 
Packt die Schätze, die in Träumen 
Er geschaut in diesen Räumen, 
Wirklich und wahrhaftig ein. —- 
7. Endlich geht er schwer belastet, 
Daß ihm fast der Nacken bricht. 
Aber als er vorwärts tastet, 
Kommt das Zwerglein nachge¬ 
hastet: 
„Mensch, vergiß das Beste nicht!“ 
8. Peter stutzt und birgt im Mieder 
Noch ein Demantkettchen licht: 
„Nun genug, sonstsink' ich nieder!“ 
Doch es warnt das Zwerglein 
wieder: 
„Mensch, vergiß das Beste nicht!“ 
9. Aber zornig schreit der Range: 
„Schweig, du kleiner Unverstand! 
Blieb ich doch schon viel zu lange!“ 
Und er folgt dem dunkeln Gange, 
Bis er an dem Tore stand. 
10. Ach, der Schlüssel fehlt zur 
Pforte! 
Und das Zwerglein schmunzelnd 
spricht: 
„Was du nahmst, bleibt hier am Orte! 
Nur für Gold und gute Worte 
Führ’ ich wieder dich zum Licht!“ 
Georg Lang. (Eine Sage aus der Nähe von Biedenkopf. Kinderlieder. Leipzig 1906. S. 78.
	        
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