Lyrische Gedichte.
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13. Schäfers Sonntagslied.
l. Das ist der Tag des Herrn; 2. Anbetend knie' ich hier.
Ich bin allein auf weiter Flur; O süßes Graun, geheimes Wehn,
Noch eine Morgenglocke nur, Als knieten viele ungesehn
Nun Stille nah und fern. Und beteten mit mir!
3. Der Himmel nah und fern,
Er ist so klar und feierlich,
So ganz, als wollt' er öffnen sich.
Das ist der Tag des Herrn! Lubdwig Uhland.
14. Die Kapelle.
1. Droben stehet die Kapelle,
Schauet still ins Thal hinab;
Drunten singt bei Wies' und Quelle
Froh und hell der Hirtenknab'.
Traurig tönt das Glöcklein nieder,
Schauerlich der Leichenchor:
Stille sind die frohen Lieder,
Und der Knabe lauscht empor.
Droben bringt man sie zu Grabe,
Die sich freuten in dem Thal;
Hirtenknabe, Hirtenknabe,
Dir auch singt man dort einmal.
Ludwig Uhland.
15. Abendstille.
1. Nun hat am klaren Frühlingstage
Das Leben reich sich ausgeblüht;
Gleich einer ausgeklungnen Sage
Im West das Abendrot verglüht.
Des Vogels Haupt ruht unterm Flügel,
Kein Rauschen tönt, kein Klang und Wort;
Der Landmann führt das Roß am Zügel,
Und alles ruht an seinem Ort.
Nur fern im Strome noch Bewegung,
Der weit durchs Thal die Fluten rollt;
Es quillt vom Grunde leise Regung,
Und Silber säumt sein flüssig Gold.
2.