Full text: Lesebuch für berg- und hüttenmännische Fortbildungsschulen

Der Hallesche zoologische Garten. 
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Stadt zu überblicken. Nach Norden schweift der Blick über das be— 
triebsreiche Trotha, die Seebener- und Gutenberge hin bis zum 
Petersberge, auf dessen Höhe deutlich die alte denkwürdige Kloster— 
kirche und rechts davor eine mächtige Bismarckeiche zu erkennen ist. 
Wendet man sich ein wenig nach Westen, so schaut man das Saale— 
tal abwärts und erblickt in nächster Nähe die Klausberge und jen— 
seits der Saale den Ochsenberg. Genau in westlicher Richtung breitet 
sich in der Ferne die Dölauer Heide aus, während den Vordergrund 
die malerisch bebauten Cröllwitzer Höhen einnehmen, deren östliche 
Felswände steil in die Saale abstürzen. Nach einer weiteren Wen— 
dung gegen Süden schaut man das Saaletal aufwärts. Unmittelbar 
vor uns hebt sich auf dem diesseitigen Ufer aus dem Grün eines 
schönen Parkes die mächtige Ruine der mittelalterlichen Burg Gie— 
bichenstein, darüber hinaus trifft der Blick auf das Landesgestüt 
Kreuz und auf die umfangreichen Anlagen der Provinzial-Irren— 
anstalt Nietleben. Auch die massigen Schornsteine von einer Port— 
landzementfabrik werden dahinter deutlich sichtbar. Diesem Bilde 
reiht sich die hochragende Mittelschule an, eins der stolzesten Ge— 
bäude der Stadt. Ihr zu Füßen liegt der von der Stadt 
angekaufte und „Bürgerpark“ genannte große Garten des berühm— 
ten Komponisten Reichardt, bei dem außer anderen großen Män— 
nern Goethe des öfteren zu Besuch war. Drehen wir uns noch weiter 
nach Süden und Südosten herum, so fällt unser Blick auf das reiz— 
volle Bild der Stadt, aus deren Häusermeer sich die fünf Markt— 
türme, die Kuppel des Stadttheaters und in größerer Nähe die 
Stephanus-, die katholische und die Pauluskirche abheben, während 
ganz im Vordergrund die neu angelegte Friedensstraße gewisser— 
maßen einer Ausstellung geschmackvoller moderner Wohnhäuser gleicht. 
Im Tale zu unsern Füßen liegt das alte Soolbad Wittekind. Nach 
Osten hin wird das Bild durch den großen und kleinen Galgenberg 
abgeschlossen. Beides sind ganz ansehnliche Porphyrerhebungen, die 
an ein paar Stellen in der Form von Gletscherschliffen den Beweis 
liefern, daß auch unsere Gegend einstmals von Gletschern bedeckt war. 
Wer zum ersten Male von der Höhe des zoologischen Gartens aus 
die ganze Gegend überblickt, versteht, wie der bekannte Dichter Eichen— 
dorff durch Halles Umgebung zu den Versen begeistert werden konnte: 
Da steht eine Burg überm Tale Da hab' ich oft gestanden — 
und schaut in den Strom hinein, es blühten Täler und Höh'n — 
das ist die fröhliche Saale, und seitdem in allen Landen 
das ist der Gie bichenstein. sah ich nimmer die Welt so schön. 
Andererseits muß man sich verwundert fragen, woher inmitten 
des weiten eintönigen Flachlandes die vielen Berge kommen, von
	        
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