85. Frühlingseinzug.
1. Die Fenster auf, die Herzen auf!
Geschwinde, geschwinde!
Der alte Winter will heraus,
er trippelt ängstlich durch das Haus,
er windet bang sich in der Brust
und kramt zusammen seinen Wust.
Geschwinde, geschwinde!
2. Die Fenster auf, die Herzen auf!
Geschwinde, geschwinde!
Er spürt den Frühling vor dem Tor,
der will ihn zupfen bei dem Ohr,
ihn zausen an dem weißen Bart
nach solcher wilden Buben Art.
Geschwinde, geschwinde!
3. Die Fenster auf, die Herzen auf!
Geschwinde, geschwinde!
Der Frühling pocht und klopft ja
schon —
horcht, horcht, es ist sein lieber Ton!
Er pocht und klopfet, was er kann,
mit kleinen Blumenknospen an.
Geschwinde, geschwinde!
4. Die Fenster auf, die Herzen auf!
Geschwinde, geschwinde!
Und wenn ihr noch nicht öffnen wollt,
er hat viel Dienerschaft im Sold,
die ruft er sich zur Hülfe her
und pocht und klopfet immer mehr.
Geschwinde, geschwinde! ^
te Fenster auf, die Herzen auf!
Geschwinde, geschwinde!
Es kommt der Junker Morgenwind,
ein pausebackig, rotes Kind,
und bläst, daß alles klingt und klirrt,
bis seinem Herrn geöffnet wird.
Geschwinde, geschwinde!
6. Die Fenster auf, die Herzen auf!
Geschwinde, geschwinde!
Es kommt der Ritter Sonnenschein,
der bricht mit goldnen Lanzen ein,
der sanfte Schmeichler Blütenhauch
schleicht durch die engsten Ritzen
auch.
Geschwinde, geschwinde!
7. Die Fenster auf, die Herzen auf! XX
Geschwinde, geschwinde!
Zum Angriff schlägt die Nachtigall,
und horch, und horch, ein Widerhall,
ein Widerhall aus meiner Brust!
Herein, herein, du Frühlingslust!
Geschwinde, geschwinde!^ Wilhelm Ncüüer.
86. Frühlingsgrüsse.
1. Grüß dich Gott schön, Fran Sonne,
so lind und so klar,
grüß dich Gott, holder Frühling
mit Blüten im Haar !
Nun versausen die Stürme,
die Wasser sind frei,
und es jauchzen die Lerchen:
Alles neu macht der Mai!