Full text: Deutsches Lesebuch für höhere Mädchenschulen ([Teil 4, [Schülerband]])

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Und alles Papier lag in einem Bündel auf dem Feuer. Uh, 
wie flammte es empor! „Uh!“ sagte es, und gleichzeitig war das 
alles eine Flamme; die ging höher empor, als der Flachs je seine 
kleine, blaue Blume hatte erheben können, und glänzte, wie die weiße 
Leinwand nie hatte glänzen können. Alle die geschriebenen Buch⸗ 
staben wurden augenblicklich ganz rot, und alle Worte und Gedanken 
gingen in Flammen auf. 
„Nun gehe ich gerade zur Sonne hinauf!“ sprach es in der 
Flamme, und es war, als ob tausend Stimmen das mit einem 
Munde sagten, und die Flamme schlug durch den Schornstein oben 
hinaus. — — Feiner als die Flammen, dem menschlichen Auge ganz 
unsichtbar, schwebten ganz kleine Wesen, an Zahl den Blumen gleich, 
die der Flachs getragen hatte. Sie waren noch leichter als die 
Flamme, welche sie führte, und als diese erlosch und von dem Papier 
nur noch die schwarze Asche übrig war, tanzten sie noch einmal 
darüber hin, und wo sie dieselbe berührten, erblickte man ihre 
Fußtapfen: das waren die roten Funken. „Die Kinder kamen aus 
der Schule, und der Schulmeister war der Allerletzte.“ Das war 
eine Freude mit anzusehen; die Kinder des Hauses standen und 
sangen bei der toten Asche: 
„Schnipp⸗Schnapp⸗Schnurre, 
Basselurre; 
aus ist das Lied!“ 
Aber die kleinen, unsichtbaren Wesen sagten alle: „Das Lied ist 
nie aus, das ist das Schönste von allem. Wir wissen es, und 
deswegen sind wir die Allerglücklichsten!“ 
Hans Christian Andersen. 
— 2—— 
52. Das verlorene Kamel. 
Drei Brüder beschlossen, eine Reise zu tun und das Land zu 
besehen. Unterwegs begegnete ihnen ein Kameltreiber, der sie fragte, 
ob sie nicht ein Kamel gesehen hätten, das sich von ihm gerade auf 
dieser Straße verlaufen habe. 
„Das Kamel hat nur ein Auge,“ sagte der älteste Bruder, 
während sie mit dem Manne etwas zurückgingen, und der Kamel— 
treiber bejahte es. 
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