Full text: [Abt. 1 = Für Sexta, [Schülerband]] (Abt. 1 = Für Sexta, [Schülerband])

ifletle: Sagen von Rübezahl. 31 
schüttete die vermeintlichen Kohlen, welche sich darin fanden, auf die 
Erde; den Sack warf er wieder auf den Wagen und fuhr sehr mi߬ 
vergnügt nach Hause. Der Markt war vorüber, das Koni fort und 
kein Geld dafür gelöst. Da fiel es dem Bauer ein, den Sack vom 
Kohlenstaube zu reinigen, er drehte ihn um und fing an, ihn aus¬ 
zustauben. Wie er den Sack aber schüttelte, siehe, da laufen haufen¬ 
weise Körner von gediegenem Golde heraus; die bezahlten dem Bauer 
sein Getreide doppelt so hoch, als es wert war. Er bedauerte nun 
nichts mehr, als daß er nicht wenigstens ein halbes Maß solcher 
Kohlen in seinem Sacke behalten hatte. 
ä) Der schwedische Rittmeister. (Aus Schlesien.) 
Von Hermann Kletke. Das Buch von Rübezahl. Breslau, 1852. 
Einen schwedischen Offizier kam einmal die Lust an, auf das Ge¬ 
birge zu reisen, um den weit und breit berühmten Herrn Rübezahl, 
von dessen Freigebigkeit er so viel gehört hatte, selbst zu sehen, ihm 
einen Besuch abzustatten und womöglich ein hübsches Geschenk zu 
erbeuten. Also nahm er sein bestes Pferd, zog seine besten Kleider an 
und ritt darauf in voller Hoffnung, Rübezahl werde sich freigebig 
gegen ihn erweisen, dem Gebirge zu. Kaum war er über die Hälfte 
desselben gelangt, so ward er einen ansehnlichen, wohl ausstaffierten 
Reiter gewahr, der sich auf einer schönen, grünen Ebene mit einem 
mutigen Pferde umhertummelte. Der Offizier, ganz erfieut, ritt manier¬ 
lich hinzu und machte dem Reiter seine Verbeugung. Anfangs stellte 
sich Rübezahl durch den unvermuteten Besuch ein wenig überrascht, 
machte indes ganz höflich seine Gegenverbeugung und fragte den Ritt¬ 
meister, woher er komme und wohin die Reise gehe. Der Offizier 
entgegnete: „Da unsere Mannschaft einige Zeit hier rasten soll, so habe 
ich die Gelegenheit nicht unbenutzt lassen wollen, dieses weltberühmte 
Gebirge zu besuchen." — „Der Herr thut wohl daran," erwiderte 
Rübezahl, „und wird sich dessen lebenslang zu erinnern haben." Nach¬ 
dem nun dergleichen Höflichkeiten beiderseits ausgetauscht worden, be¬ 
trachtete Rübezahl den Rittmeister von allen Seiten, rühmte sein 
schönes Kleid, sein vortreffliches Pferd und sagte: „Es fehlt nicht viel, 
so möcht' ich wohl mit Pferd und Kleidern tauschen, weil ich noch 
kein derartiges Kleid gesehen habe." — „Und ich," versetzte der Ritt¬ 
meister, „kann mit Wahrheit sagen, daß mir des Herrn Pferd und 
Kleid überaus wohlgefällt." — „Wohlan," sprach Rübezahl, „wenn der 
Herr Lust hat, mit Pferd und Kleidern einen Tausch zu wagen, so 
lasse ich mir's gefallen." — „Topp," rief der Rittmeister, „ein Wort, 
ein Mann! Ich tausche." Sofort schwenkten sich beide aus dem Sattel, 
tauschten zuerst die Pferde, sodann die Oberkleider samt Hut und 
Perücke, und es behielt ein jeder von dem Seinigen nur Hemd, Hosen
	        
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