Trojan: Die drei Hauptlaubbäume des deutschen Waldes.
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Oberschwaben und Oberbayern und an einigen Stellen in West-
und Ostpreußen.
Die Buche oder Rotbuche heißt mit botanischem Namen
Fagus silvestris. Silvestris ist ein aus silva, Wald, gebildetes
Eigenschaftswort, und dieser Artname ist ihr mit Recht bei¬
gelegt, denn ein richtiger Waldbaum ist sie und unserer liebsten
deutschen Waldbäume einer. Nicht oft sieht man bei uns außer¬
halb des Waldes eine ältere Buche, und gewöhnlich ist es dann
eine, die aus einem sonst eingegangenen Walde zurückgeblieben
ist. Einzelne Buchen oder einige zusammen sieht man auch hier
und da bei uns stehen auf der Heide sowie auf Feldern und
Wiesen, besonders da, wo ein Hünengrab ist.
Im Gegensatz zu der Birke, die uns als ein Jungfräulein
erscheint, ist der Buche etwas Mütterliches eigen. Weit ihr
Gezweige breitend, ist sie eine Beschirmerin dessen, was unter
ihr aufwächst und erblüht. Alte Buchen gehörten bei den Ger¬
manen zu den heiligen Bäumen. Die Buche ist durch Ausdrücke,
die von ihr hergenommen sind, von Bedeutung geworden für die
kulturgeschichtliche Entwicklung unseres Vaterlandes. Auf kleinen
Brettern und Stäben von Buchenholz wurden die Runen eingeritzt,
welche die älteste deutsche Schrift waren. Das hat in späterer Zeit
dem Buch und den Buchstaben ihre Namen gegeben. Wer wohl
denkt noch heute daran, wenn er ein Buch in die Hand nimmt!
In Anlagen, Parks und Gärten ist häufig angepflanzt eine
Buche mit rotem Laube, die Blutbuche, zu finden. Es handelt
sich dabei um eine Spielart oder ein Naturspiel. Wie wilde
Blumen manchmal ihre gewöhnliche Farbe mit einer anderen
vertauschen, so fällt bei Bäumen und Gesträuchen das Grün
des Laubes manchmal von selbst ins Rote, Weißgefleckte oder
Gelbe. Solchen Spielarten stellen die Kunstgärtner eifrig nach,
weil sie sich leicht durch Stecklinge vermehren lassen und, zu¬
mal in der ersten Zeit, einen reichen Gewinn bringenden Handels¬
artikel bilden. Die erste Buche mit rotem Laube soll als ein
damals schon etwa zweihundert Jahre alter Baum von Bechstein
im Oberspierschen Forst bei Sondershausen gefunden sein, und von
dieser, heißt es, stammen alle die unzähligen Blutbuchen ab, die
jetzt in Gärten und anderen Anpflanzungen zu finden sind. Es
gibt dann noch eine natürliche Buchenspielart, die hier und da vor-