Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband])

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bauet und pflanzet, säet und begießet mit Lust, nachdem ihm Gott hat gegeben 
seine Gaben reichlich.“ 
Beide Männer waren nun eifrig thätig, die Reformation ins Leben 
einzuführen. Die Mißbräuche in der Kirche wurden beseitigt, die lateinische 
Messe abgeschafft, den Mönchen Freiheit erteilt, die Klöster zu verlassen, den 
Geiftlichen erlaubt, in die Ehe zu treten. Auch Luther legte das Mönchs— 
kleid ab und verheiratete sich mit Katharina von Bora, einer tugend— 
samen Jungfrau, die früher Nonne gewesen war. Für den neuen evan— 
gelischen Gottesdienst besorgte Luther ein Gesangbuch mit schönen, kräftigen 
10 Liedern; für den Unterricht im Christentum schrieb er einen trefflichen Kate— 
chismus; den Gemeinden wurden tüchtige Prediger des Evangeliums bestellt 
Und milt allem Eifer für Errichtung christlicher Schulen gesorgt. Und bald 
hatte sich die Reformation nicht nur in Sachsen befestigt, sondern sie fand 
auch in vielen anderen Gegenden Deutschlands Eingang bei Fürsten und 
ib Volk und verbreitete sich selbst schon in fremden Ländern. 
Aber wie⸗ Trat denn der Kaiser dem Fortgange des Reformations⸗ 
werkes nicht entgegen? Hatte er doch über Luther und dessen Anhänger die 
Reichsacht ausgesprochen und erklärt, daß er die neue Lehre mit aller Macht 
mnlerdrücken werde. Aber der gewaltige Herrscher konnte mit dem geringen 
20 Mönche von Wittenberg uicht fertig werden. Gott hatte es gefügt, daß er 
in viele Kriege verwickelt wurde, die ihn Jahre lang ganz von Deutschland 
fern hielten. Und als er nun endlich einen Reichstag in Speier halten 
ließ, auf welchem die weitere Verbreitung der Reformation verboten wurde, 
da fühlten sich die Anhänger Luthers schon stark genug, daß sie dagegen offen 
zs protestierten, d. h. sich gegen jede Hemmung der evangelischen Lehre ver— 
wahrten. Seitdem nannte man sie Protestanten. Ein Jahr darauf, 1530, 
verfammelte der Kaiser einen Reichstag in Augsburg. Da schrieb Me— 
lanchthon ein Büchlein, in welchem er das Ganze der reformatorischen Lehre 
zusammenfaßte; und die evangelischen Fürsten überreichten diese Schrift, 
z0 welche daher die Augsburger Confesfion (Glaubensbekenntnis) genannt 
wird, dem Kaiser. Der Kaiser verbot von neuem die Verbreitung der Re— 
formation und schien jetzt wirklich gegen die Protestanten Gewalt brauchen 
zu wollen. In dieser Bedrängnis tröstete Luther die Seinen mit dem Liede: 
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Ein' feste Burg ist unser Gott, 
Ein' gute Wehr und Waffen; 
Er hilft uns frei aus aller Not, 
Die uns jetzt hat betroffen. 
Und Gott half wirklich. Kriegsgefahren, die dem Reiche durch äußere Feinde 
drohten, verhinderten den Kaiser noch Jahre lang, gegen die Protestanten 
10 zum Schwerte zu greifen. 
So hatte Luther den Trost, daß um seiner Lehre willen kein Krieg 
entzündet wurde, so lange er lebte. Unablässig riet er zum Frieden. Man 
sollte, meinte er, alle Sachen der Religion Gott anheimstellen, der werde 
eher und besser sorgen als irgend eine bewaffnete Macht. Doch er ahnte 
5 wohl, daß der Krieg nicht ausbleiben werde. „Wenn ich sterbe“, sagte en 
„so betetl Es wird wahrlich des Betens brauchen, und unsere Kinder werden 
Nüssen nach den Waffen greifen, und wird in Deutschland übel stehen.
	        
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