Kutzen: Der Thüringerwald.
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Laubmeere die Rauchsäule aufwirbeln, welche die einsame Hütte eines
Köhlers anzeigt, und vernimmt zugleich sein Ohr aus einem fernen
Thalwinkel die harmonisch gestimmten Glocken einer Viehherde.
Schade, daß keines der Thäler von einem größeren Flusse durch¬
strömt wird, der das Landschaftsbild noch mehr zierte! Ein solcher fehlt
dem Thüringerwalde und somit auch eine nützliche Wasserkraft in höherem
Maße; denn die Werra schlängelt sich nur als sein Begleiter an seinem
Westfuße hin und scheidet ihn von den Vorbergen der Rhön. Desto
größeren Reichtum aber besitzt er an schäumenden Bächen und an frischen,
zum Teil mineralhaltigen Quellen, welche die Wohlthat eines vortreff¬
lichen Trinkwassers spenden.
Demnach hat einer der Lobredner des Thüringerwaldes wohl recht,
wenn er sagt: „Der Thüringerwald ist der Park von Deutschland. Er
ist weniger staunenerregend als anziehend; er gefällt und entzückt durch
wechselnde Bilder einer lachenden Anmut und heiteren Frische; er gleicht
einer großen, grünen Laube." Hieraus wird zugleich klar, warum der
Thüringerwald mit feinern Anlande mehr und mehr zur sommerlichen
Wallfahrtsgegend zahlloser Reisender wird, die in der frischen Waldluft
sich erholen wollen. Die stärkste Zahl der Gäste liefert Norddeutsch-
land, besonders Berlin. Das neckische einheimische Volk bezeichnet sie
mit dem Namen „Luftschnapper". Nach allen Richtungen durchziehen
sie das Wald- und Berggebiet, und viele rasten in Bade- und anderen
Orten, z. B. in Liebenstein, Ruhla, Friedrichsroda, Elgersburg,
Ilmenau und Blankenburg.
2.
Im Thüringerwalde hat seit langer Zeit Gewerbefleiß aller Art
seine Werkstätte aufgeschlagen. Der mühsame Kornbau auf der kargen
Ackerkrume der Berglehnen konnte die zahlreiche Bevölkerung nicht er¬
nähren; das Bedürfnis schärfte den erfinderischen Sinn, welchen An¬
kömmlinge aus der Ferne, aus Nürnberg, Böhmen, Schwaben und
Kärnten geweckt hatten. Das Gebirge ist reich an Schiefer, Holz und
Eisen. Wir finden in dem Bereiche des Thüringerwaldes Glashütten,
Porzellan-Fabriken und andere, ferner jene weitverbreitete Stahl¬
industrie, die bei Suhl, Schmalkalden, Zelle und Mehlis als Gewehr¬
fabrikation, in Ruhla und Steinbach als Messerfabrikation einen hohen
Grad der Entwicklung erreicht hat, und vor allen jene allbekannten
feinen Holz- und anderen Waren, die von Sonneberg und Umgegend
nach den Hauptorten Europas und über den Ocean zu allen Völkern
gehen und die Herzen der Kinder erfreuen, wie den indianischen Häupt¬
ling, der sich mit ihnen schmückt, und denen kein Palast und keine
Hütte verschlossen bleibt.