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10. Da kommt mit vollem Euter
Die alte Geiß gesprungen;
Sie sucht sich Gras und Kräuter
Für ihre Zungen;
Sie sieht das Laub und fragt nicht viel,
Sie frißt es ab mit Stumpf und Stiel.
11. Da war das Bäumlein wieder leer,
Es sprach nun zu sich selber:
„Ich begehre nun keine Blätter mehr,
Weder grüner, noch roter, noch gelber!
Hätt' ich nur meine Nadeln,
Ich wollte sie nicht tadeln."
12. Und traurig schlief das Bäumlein ein,
Und traurig ist es aufgewacht;
Da besieht es sich im Sonnenschein
Und lacht und lacht!
Alle Bäume lachen's aus;
Das Bäumlein macht sich aber nichts draus.
13. Warum hat das Väumlein denn gelacht
Und warum denn seine Kameraden?
Es hat bekommen in einer Nacht
Wieder alle seine Nadeln,
Daß jedermann es sehen kann;
Geh 'naus, sieh's selbst, doch rühr's nicht an!
Warum denn nicht?
Weil's sticht. Friedrich Rückert.
89. Blau-Veilchen.
Ein kleines Blau-Veilchen
Stand eben erst ein Weilchen
Unten irn Tal am Bach,
Da dacht’ es einmal nach
Und sprach:
„Daß ich hier unten blüh’,
Lohnt sich kaum der Müh,
Muß mich überall bücken
Und drücken,
fl