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Thüringen.
rina war eine Mutter ihres Volkes; was den ärmsten ihrer
Untertanen widerfuhr, war ihr selbst zugestoßen. Aufs
äußerste über diese Wortbrüchigkeit entrüstet, doch von ihrer
Geistesgegenwart nicht verlassein befiehlt sie ihrer ganzen
Dienerschaft, sich in aller Geschwindigkeit und Stille zu be¬
waffnen und die Schloßpforten wohl zu verriegeln; sie selbst
begibt sich wieder nach dem Saale, wo die Fürsten noch bei
Tische sitzen. Hier klagt sie ihnen in den beweglichsten Aus¬
drücken, was ihr eben hinterbracht worden, und wie schlecht
man das gegebene Kaiserwort gehalten. Man erwiderte
ihr mit Lachen, daß dies nun einmal Kriegsgebrauch sei,
und daß bei einem Durchmarsch von Soldaten dergleichen
kleine Unfälle nicht zu verhüten stünden. „Das wollen wir
doch sehen!" antwortete sie aufgebracht. „Meinen armen
Untertanen muß das Ihrige wieder werden, oder, bei Gott!"
— indem sie drohend ihre Stimme anstrengte, „Fürstenblut
für Ochsenblut!" Mit dieser bündigen Erklärung verließ
sie das Zimmer, das in wenigen Augenblicken von Bewaff¬
neten erfüllt war, die sich, das Schwert in der Hand, doch
mit vieler Ehrerbietigkeit hinter die Stühle der Fürsten
pflanzten und das Frühstück bedienten. Beim Eintritt dieser
kampflustigen Schar veränderte Herzog Alba die Farbe;
stumm und betreten sah man einander an. Abgeschnitten
von der Armee, von einer überlegenen, handfesten Menge
umgeben, was blieb ihm übrig, als sich in Geduld zu fassen
und, auf welche Bedingung es auch sei, die beleidigte Dame
zu versöhnen?
Heinrich von Braunschweig faßte sich zuerst und brach
in ein lautes Gelächter aus. Er ergriff den vernünftigen
Ausweg, den ganzen Vorgang ins Lustige zu kehren, und
hielt der Gräfin eine große Lobrede über ihre landesmütter¬
liche Sorgfalt und den entschlossenen Mut, den sie bewiesen.
Er bat sie, sich ruhig zu verhalten, und nahm es auf sich,
den Herzog Alba zu allem, was billig sei, zu vermögen.
Auch brachte er es bei dem letzteren dahin, daß er auf
der Stelle einen Befehl an die Armee ausfertigte, das