zu Brandopfern genommen, und was sie sonst bringen, geben sie den
Priestern. Eine große Menge von Männern und Frauen und Kindern
ist ihnen nach in den Tempel geströmt und umdrängt sie beim Heraus¬
gehen. Verwandte und Freunde nehmen die Ihrigen in Empfang; um
die übrigen reißt sich die Gastfreundschaft.
Und als die Männer nun hin und wieder in den Häusern am Abend¬
tische mit ihren jerusalemischen Gastfreunden sitzen oder auch auf Polstern
liegen, da unterbleibt nirgends die Frage: „Wißt ihr nichts von den
Söhnen Mariamnes?" Der eine sagt: „Sie werden noch festgehalten in
dem sidonischen Dorfe Platane." — „Nein," sagte der andere, „die sitzen
in einem weit festeren Kerker; sie sind von Platane nach Tyrus geschafft
worden. Ihr aber, Männer von Jerusalem, sagt, was der König mit
ihnen vorhat!" — „Der wird sie töten," sagt der Hausherr, „und baut
ihnen zu Ehren dann zwei Türme." — „Er hat sie nie geliebt," sagt
die Hausfrau; „denn er haßt jeden, der besser ist als er. Ich habe ihn
zuweilen mit den zwei Prinzen gehen sehen. Sie überragten ihn fast
um einen Kopf, aber wie duckten sie sich, um ihm nicht größer als er
selbst zu erscheinen!" Da rief ein Landmann aus Tirza: „Wie froh
will ich sein, wenn ich aus der heiligen Stadt, dieser Mördergrube, wieder
hinaus bin!" Und wenn er zurückkommt, welche Trauerbotschaft wird
ihm da begegnen! Alexander und Aristobul sind unterdes von Tyrus
nach Sebaste geschleppt und dort erdrosselt worden.
Da wurde hier in der Stille des Kämmerleins und dort im Winkel
einer Synagoge oder in der Finsternis eines entlegenen Bogengewölbes
gebetet, daß doch bald der Messias Gottes erscheine, um dieser blutigen
Tyrannenwirtschaft und diesem weltlichen Saus und Braus ein Ende zu
machen. Ja, einer gründlichen Reinigung bedurfte diese Atmosphäre!
Und diese Reinigung steht nahe bevor. Wenn nach einigen dreißig Jahren
Jesus von Nazareth aus dem eisernen Tor der Burg Antonia heraus¬
treten und sein Kreuz die Via äolorosa entlang nach Golgatha tragen
wird, dann hat die Stunde der Herodier, dann hat die Stunde der Er¬
lösung geschlagen.