Volltext: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

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Vierte Periode des Mittelalters. 
dabei aber unentschlossen, wankelmütig und zu Pracht und Ver¬ 
schwendung geneigt. 
Nach Jobsts Tode ernannte er 1411 seinen Freund, den Burg¬ 
grasen Friedrich VI. von Nürnberg zum Verwalter der schwer heim¬ 
gesuchten Mark Brandenburg (Teil III, §. 12, 1) und übergab ihm 
auf dem Konzil zu Konstanz 1415 Brandenburg nebst der Kur- und 
Erzkämmererwürde als erbliches Lehen, wodurch er die Herrschaft 
der Hohenzollern im Norden des deutschen Reiches begründete. 
Den großen Aufgaben, die in Staat und Kirche zu lösen waren, 
wandte er zwar Aufmerksamkeit zu, seine Hauptsorge war aber wie 
bei seinen Vorgängern auf das Wohl seiner Erbländer gerichtet. Be¬ 
sonders erforderte die Verteidigung Ungarns gegen die Türken seine 
Anwesenheit daselbst und hielt ihn aus Deutschland oft und für 
lange Zeit fern. Das wichtigste Ereignis unter seiner Regierung 
war die Kirchenversammlung zu Konstanz, welche zur Ordnung und 
Besserung der kirchlichen Angelegenheiten berufen war. 
Z. Z7. Dü8 Konzil zu. Konstanz 1414 — 1418 uruf seine Folgen. 
1. Veranlassung und allgemeine Beschlüsse. 
In einem Streit zwischen Philipp IV. von Frankreich und 
Eduard I. von England hatte Bonisacius VIII. das Schieds¬ 
richteramt beansprucht und von dem französischen König gefordert, 
daß er in weltlichen wie geistlichen Dingen dem Papste Unterthan 
sei. Als daraufhin die französischen Stände 1302 die Unabhängig¬ 
keit der französischen Königsmacht aussprachen und der König in der 
Besteuerung der französischen Geistlichkeit fortfuhr, belegte Bonifacius 
König und Land mit Bann und Interdikt. Doch Philipp IV. 
nahm den Papst gefangen, und dieser starb bald nach seiner 
Befreiung (1303) vor Gram. Als sein Nachfolger kurze Zeit 
darnach ebenfalls starb, wurde unter dem Einfluß des französischen 
Königs der Erzbischof von Bordeaux als Klemens V. Papst. 
Dieser mied das vom Parteistreit durchwühlte Rom und nahm seinen 
Sitz unter französischem Schutze zu Avignon in Südfrankreich. Fast 
siebzig Jahre (1309—1377) blieb nun dieser Ort der Sitz der Päpste, 
weshalb diese Zeit auch die babylonische Gefangenschaft des 
Oberhauptes der Kirche genannt wird. In Avignon lebten die 
Päpste in vollständiger Abhängigkeit von der Krone Frankreichs; der 
päpstliche Hof wurde der Sitz des Ämterhandels und artete in
	        
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