20 Schwedische Bedrückung
worauff dann E. Ehrbar Hochweiser Rath der Stabt Riga Dero Bürger*
schafft den 13. September zusammen gefordert und ihr vorgeschlagen, man
molte sich zwar mit 3. K. Maytt. in Gradation einlassen, aber keiner andern
Meinung halben, alß daß sie sich möchte so lange auffhalten, daß etwa
auß Pohlen Entsatzung möchte ankommen.
Mittlerweile ließen Ihre Königl. Marst. alles fertig machen, die Minen
zu sprengen und darauf Sturm zu lauffen, welches, wie es die Bürger ge-
war wurden, einen großen Lärmen in der Stadt verursachte, dahero von
der Bürgerschafft umb Abwendung der vor den Augen schwebenden äuser-
sten Gefahr verwilliget worden, daß man umb Abwechselung der Geiselen
sampt Ghrt und Stelle dazu zu benennen, anhalten sollte. Ihr Mayt. wol¬
len aber das (Quartir nicht länger alß umb 12 Uhr folgenden Tages nach¬
geben. wie nun die Abgeordneten der Stadt sich einzustellen genötiget wur¬
den, haben dieselben umb die ITeutralitet angehalten, und dieselbe zu ge¬
winnen, eine ansehnliche Summe Goldes und Silbers, darin jeder seinem
Weibe und Kindern so viel, als nötig seyn würde, vom halße nehmen wolte
umb bei) der Eron Pohlen gehalten zu bleiben, hinzugeben sich erboten
II. Die Bedrückung durch die Schweden.
\. Die Reduktionen?
3ur Ausführung der Reduktion in Liv- und Estland ward eine Kommission
von acht Gliedern unter dem Vorsitz des estländischen Gouverneuren General¬
major Lichton ernannt. Der König ließ durch den Generalgouverneur dhrifter
Horn der livländischen Ritterschaft sagen: „er eigne sich in Livland nichts anderes
ZU, als was der schwedische kldel auf dem Reichstage selbst freiwillig der Krone
zurückgegeben habe, alles übrige aber wolle er auf einen allgemeinen livlän¬
dischen Landtag ankommen lassen." ...
3m Sommer erschien Lichton in Riga und teilte dem am 12. j[uli eröffneten
und besonders zahlreich versammelten Landtage die Königlichen Propositionen
bezüglich der Reduktion, einer neuen Gütervermessung und Taxation und end¬
lich sogar der Freilassung der Bauern mit.... Die Reduktion wurde durch ein
ITTemorial abgelehnt, dessen Inhalt in kurzem Auszug lautet:2
wann aber, allergnädigster König und Herr, E. Ritter- und Landschaft
durch dem im Reiche Schweden jüngst gemachten Reichstags-Schluß und Ew:
Königl. ITTatstt. an sie gelangtes Begehren in nicht geringen Sorgen stehet,
daß nicht, da auch sie dem Exempel des schwedischen Adels Folge leisten
und auch dieses herzogthumbs Patrimonial-Güter, welche zu ein oder ander
Seit in Privathänden möchten gekommen seyn, wie auch die alten Ertz-
bifchoff und bifchoffliche Güter sambt andern zu selbiger Seit gewesen geist¬
lichen Güter, wie auch des Ordens und Herr Meister (Bühter nebst den
1 Richter, Geschichte der ... deutschen Gstseeprovinzen. Riga 1858. Teil II
Bö. II S. 142 f.
2 Die Recesse öer livländischen Landtage... 1681 bis 1711. herausg. von
C. Schirren. Dorpat 1865, S. 25 f.