Tarquinius Superbus.
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3. Vertreibung der Tarquinier. Darüber wurden die Männer
von gewaltigem Schmerz ergriffen. Sie beschlossen, jetzt den Tar¬
quinius mit seinem ganzen Hause zu verjagen. Nachdem die Be¬
wohner von Collatia sich hiermit einverstanden erklärt hatten, eilte
Brutus nach Rom und setzte auch dort die Verbannung der könig¬
lichen Familie durch. Ebenso wurde auch das Heer zum Abfall von
Tarquinius bewogen. Von allen verlassen flüchtete dieser nach Cäre
in Etrurien. Die Römer aber schafften jetzt die Königswürde ab
und stellten zwei Konsuln an die Spitze ihres Staates, welche
immer nur ein Jahr im Amte bleiben dursten. Wer den Versuch
machen würde, das Königtum wieder einzuführen, sollte mit dem
Tode bestraft werden. Die ersten Konsuln waren Junins Brutus
und Tarquinius Collatiuus.
4. Brutus. Tarquinius Superbus machte indessen noch mehrere
Versuche, die verlorene Herrschaft wieder zu gewinnen. Er hatte noch
viele Freunde in Rom, besonders unter den jüngeren Adeligen, welchen
das üppige Leben am Hofe der Tarquinier zugesagt hatte. Diese
ließ er im geheimen zum Sturz der Konsuln aufreizen. Auch die
beiden Söhne des Brutus beteiligten sich an der Verschwörung.
Allein die Konsuln erhielten von dem Anschlage rechtzeitig Kunde
und ließen die Verschworenen festnehmen. Dem Gesetze gemäß wurden
dieselben zum Tode verurteilt. Da lieferte Brutus den glänzendsten
Beweis, daß ihm das Wohl des Vaterlandes über alles gehe. Er
legte für feine Söhne keine Fürbitte beim Volke ein, sondern ließ
sie vor seinen eigenen Augen geißeln und dann enthaupten.
Tarquinius suchte jetzt Hilfe bei den etruskischen Städten Veji
und Tarquiuii. Diese stellten ihm ein Heer zur Verfügung, mit
welchem er gegen Rom rückte. Am Walde Arsia stieß er aus die
Römer, welche ihm entgegengezogen waren. Gleich bei Beginn der
Schlacht fielen Arnns, der Sohn des Tarquinius, und Brutus im
Zweikampfe. Erst die einbrechende Dunkelheit machte der blutigen
Schlacht ein Ende. Des Nachts erscholl die Stimme des Wald¬
gottes, daß die Römer gesiegt hätten, da auf ihrer Seite einer-
weniger gefallen wäre, als auf Seiten der Etrusker. Da begaben
sich die Etrusker in ihre Heimat zurück. Auch die Römer kehrten
mit der Leiche des erschlagenen Brutus heim und bestatteten die¬
selbe auf das Feierlichste.
5. Porseuna. Nun wandte sich Tarquinius an Porfenna, den
mächtigen König von Clnsium iu Etrurien, und reizte ihn zum Kriege
gegen die Römer auf. Fast wäre Rom diesmal verloren gewesen.
Denn Porsenna erschien mit seinem Heere so plötzlich vor der Stadt,