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und Stellen der verschiedenen Verehrnngsarten befinden sich nebenein¬
ander. Franziskaner und Popen wandeln in großer Menge in den
Hallen umher.
Das Interessanteste und Wichtigste sind die unterirdischen Grotten.
Über eine Stiege und durch Thüren gelangt man ans der Kirche in
die durch viele Lampen hell erleuchtete Geburtskapelle; in einer Nische
gegen Osten steht ein Altar; unter demselben ist ein silberner Steril
in den Boden eingelegt, umgeben von den Worten: „Hie de virgine
Maria Jesus Christus natus est.“ Dieser enge, düstere Raum hat
eine ganz eigentümliche Wirkung auf jeden Pilger; die Macht der
Überlieferung und die Überzeugung, hier sei das Christentum geboren
worden, von da sei die größte Veränderung in der Weltgeschichte
hervorgegangen, ruft ernste, erhabene Gedanken wach, und wie von selbst
fällt man auf die Kniee, den Stein küssend. Über drei Stufen
noch tiefer hinabsteigend, gelangt man in die Kapelle der Krippe, wo,
wie die Überlieferung lehrt, die Krippe mit dem Jesuskindlein stand;
gegenüber wird die Stelle gezeigt, auf der die drei Weisen aus
dem Morgenlande niedersanken, dem Gotteskinde ihre Anbetung zollend.
Durch einen unterirdischen Gang kommen wir an einem Loch im
blanken Fels vorbei, aus dem einst eine Quelle für die heilige Familie
hervorsprudelte; eine Thür eröffnet hier den Eintritt in einen neuen
Gang, wo die Stelle gezeigt wird, an der Joseph den Befehl zur Flucht
nach Ägypten erhielt; noch etwas tiefer ist die ganz höhlenartige Kapelle
der unschuldigen Kinder, wo Herodes einige daselbst durch ihre Mütter
verborgene Kinder morden ließ.
31. Die Ouelle.
Wie viel habe ich schon von murmelnden Quellen reden hören, aber
noch niemand hat mir gesagt, was sie eigentlich so unermüdlich zu er¬
zählen und zu plaudern haben. Es ist heute Feiertag, und da soll man
vieles deutlicher und klarer vernehmen als am geräuschvollen Werktage;
der frühe Morgen ist so kühl und duftig, ich will hier am einsamen
Felsquell ruhig warten und lauschen, ob ich nicht verstohlenerweise
etwas von den Heimlichkeiten des kleinen Plauderers erfahre. Die
schrägen Kalksteingeschiebe, die so regelmäßig wie die Blätter eines Buches
übereinander liegen und den hohen Bergzug bilden, sind hier steil ab¬
gebrochen und formen ein kleines, kesselförmiges Thal. Der Abhang ist
mit Buchen bewaldet, Rosenbüsche und Haselsträucher, Liguster, Berberitzen
und köstliches Geisblatt wölben sich zu einer schwankenden Laube über