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Dìstiche«.
466. Wort und Ton.
Wort muß klingen wie Ton, und Ton muß sprechen wie Worte;
Klingen und sprechen sie nicht, sind sie auch beide nichts werth.
Castelli.
' • 467. Das Werthe und Würdige,
hast du etwas, so theile mir's mit, und ich zahle, was recht ist;
Nist du etwas, o, dann tauschen die Seelen wir aus.
Schiller.
468. Die Hauptsache.
Ob du der Klügste seist, daran ist wenig gelegen,
Aber der Biederste sei, so wie bei Rathe zu Haus.
, Goethe.
469. Der Freund.
Dieser ist mir der Freund, der mit mir Strebenden wandelt;
Läd't er zum Sitzen mich ein, stehl' ich für heute mich weg.
Goethe.
470. Freund und Feind.
Theuer ist mir der Freund, doch auch den Feind kann ich nützen;
Zeigt mir der Freund, was ich kann, lehrt mich der Feind, was ich soll.
Schiller.
471. Das Herz.
Ueber das Herz ;u siegen, ist groß, ich verehre den Tapfern;
Aber wer durch sein Herz sieget, er gilt mir doch mehr.
Schiller.
472. Neigung und Gewohnheit.
Neigung besiegen ist schwer, gesellet sich aber Gewohnheit
Wurzelnd allmählich dazu, unüberwindlich ist sie.
473. Der Sämann.
Goethe.
Siehe, voll Hoffnung vertraust du der Erde den goldenen Samen,
Und erwartest, im Lenz fröhlich die keimende Saat.
Nur in die Furche der Zeit bedenkst du dich Thaten zu streuen,
Die, von der Weisheit gesä't, still für die Ewigkeit blühn.
Schiller.
474. Weisheit und Klugheit.
Willst du, Freund, die erhabensten Höh'n der Weisheit erfliegen,
Wag' es auf die Gefahr, daß dich die Klugheit verlacht.
Die Kurzsichtige sieht nur das' Ufer, das dir zurückflieht,
Jenes nicht, wo dereinst landet dein muthiger Flug.
Schiller.
475. Christenthum.
Religion des Kreuzes, nur du verknüpftest in Einem
Kranze der Demuth und Kraft doppelte Palme zugleich.
. Schiller.
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