Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

129 
V. Aus der Kimmeks- und Grdkunde. 
_ 
111. Neues von der Sonne. 
Von alters her geht die Sage, der Adler lehre seine Jungen von klein auf 
in die Sonne schauen, damit sie nngeblendet von der Fülle des Lichts ihren 
Flug durch hohe Luft wagen könnten. Aber auch der Adler wird geblendet 
von der Helligkeit des Sonnenlichts, wie viel mehr das menschliche Auge! 
Einer der ersten, die es wagten, die Sonne durch ein Fernrohr zu beobachten, 
verlor dabei das Augenlicht ganz, das war der berühmte Galilei. Durch 
gefärbte Gläser betrachten unsere heutigen Astronomen das leuchtende Tages¬ 
gestirn, und mit Hülfe des Fernrohrs und eines von Kirchhofs und Bunsen 
in unseren Tagen erfundenen Instrumentes, durch welches man das Licht 
auch der Sonne in seine Bestandteile zerlegen kann, haben sie die wunder¬ 
barsten Entdeckungen auf der Sonne selbst gemacht. 
Die ganze Oberfläche der Sonne ist mit zahllosen kleinen Unebenheiten 
bestreut, und mitten unter diesen zeigen sich größere dunkle Punkte oder 
Flecke, die oft vor dem Auge des Beobachters mitteu auf der Sonnenscheibe 
entstehen, in anderen Fällen aber in langsamer Bewegung über die Sonnen¬ 
scheibe gleiten, an dem einen Rande auftauchen, an dem andern wieder ver¬ 
schwinden, um nach längerer Zeit wieder am Ausgangspunkte zu crscheineu. 
Da sie ihre Gestalt oft erheblich verändern, so kann man nicht mit Sicherheit 
bis auf die Sekunde aus ihrer Bewegung die Zeit berechnen, welche die 
Sonne braucht, um sich um ihre eigne Achse zu drehen; aber daß sie sich um 
, ihre Achse bewegt und daß dies etwa in fünfundzwanzig und einem halben 
Erdentage geschieht, das haben uns die Bewegungen der Sonnenfleckc 
gelehrt. 
Wie sind denn aber jene dunkeln Flecken beschaffen? Sie zeigen unter 
dem Fernrohr einen schwarzen Kernfleck, der von einem dunkeln Hof umge¬ 
ben ist; häufig erscheinen neben ihnen Lichtmassen, die besonders hell leuchten 
und die man Sonnenfackeln genannt hat. Ein zuverlässiger Beobachter, der 
italienische Astronom Secchi, sah im Jahre 1865 einen solchen Sonnenfleck 
entstehen, dessen Durchmesser etwa fünfmal so groß wie der unserer Erde war. 
Er erzählt, daß es ihm den Eindruck gemacht habe, als ob auf der Sonne 
an jener Stelle alles in wirbelnder Bewegung und heftigster Aufregung sei, 
9
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.