Vorwort M ersten Auflage.
Die wohlwollende Aufnahme, die unser Lesebuch für Sexta an denjenigen
elsässischen und hessischen Anstalten, wo es bisher eingeführt worden ist, gefunden
hat, ermutigt mich ihm diesen zweiten für Quinta bestimmten Band nach Jahres¬
frist folgen zu lassen. Auch zu diesem Bande ist der Plan unter gütiger Beihülfe
des Herrn Geh. Regierungs- und Oberschulrats Di*. Albrecht in Straßburg ent¬
worfen worden. Die Anzahl der Stücke ist so bemessen, daß sie auch dem erweiterten
deutschen Unterricht der Realschulen genügt, dem Gymnasiallehrer aber Gelegenheit
zur Auswahl bietet. Jnbezug auf Form und Inhalt ist vor allen Dingen die
Rücksicht auf das Verständnis des 10—Iljährigen Schülers maßgebend gewesen.
Wenn auch manchmal gute Bearbeitungen der gewählten Stoffe sich zur
Benutzung darboten, so erwies sich eine mehr oder weniger durchgreifende Umge¬
staltung und zwar fast immer eine starke Verkürzung als notwendig, um den der
Lehrstunde angepaßten Umfang des einzelnen Lesestückes nicht zu überschreiten. Der
grammatische Anhang schließt sich an O. Lyon, in der Satzlehre vorwiegend an
Franz Kern an.
Neben freundlicher Anerkennung, die das Lesebuch vielfach gefunden hat, ist
auch ein Bedenken gegen seine Anlage ausgesprochen worden, welches hier nicht
unerwähnt bleiben soll. Dieses Bedenken richtet sich gegen den Umstand, daß für
jede der untern Klassen ein besonderer Band in Aussicht genommen ist, und gründet
sich namentlich auf die dadurch bedingte Verteuerung des Buches. — Gewiß ist zu
wünschen, daß das Buch um den möglichst geringen Preis in die Hände der Schüler
kommt, und die Verlagshandlung hat sich in dieser Hinsicht bemüht das Mögliche zu
tun. Sicherlich würde es auch ein Vorteil sein, wenn das Lesebuch wie ein alter
Freund den Schüler durch mehrere Jahre begleiten könnte. Allein größer ist der
Vorteil, den der deutsche Unterricht daraus zieht, daß auf einem für jede Klasse fest¬
abgegrenzten Gebiete Lehrer und Schüler sich bewegen und so vom Leichteren und
Einfachenzu den schwereren und verwickelterenFormen aufsteigen. Den obern Klassen
mag es vorbehalten bleiben, ebensowohl an das vollständige Literaturwerk heran¬
zutreten wie das nach den Gesichtspunkten der Chrestomathie hergestellte Lesebuch
mehrere Jahre hindurch zu b^mtzen.
Hoffentlich findet auch dieser zweite Band des Lesebuches eine freundliche Be¬
urteilung ; dann soll übers Jahr, so Gott will, der Quartanerband bereit liegen.
Gebweiler, im Juli 1892.
Dr. H. von Dadelsen»