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Seitdem die Wälder verschwunden oder über alle Gebühr gelichtet
wurden, sind die Überschwemmungen der Flüsse im Frühjahre
furchtbarer als je hervorgetreten'.
Ein Bergrücken, eine Mauer, ein Wald schützen vor dem
Winde. Der Windschutz des Hochwaldes ist in mancher Gegend
nicht ohne wohltätigen Einfluß; von ihm beschirmt, gedeiht der
junge Wald, gedeiht das Ackerland; er verhütet die weitere Aus--
breitung des Flugsandes, er hemmt die nachteilige Einwirkung
austrocknender Winde; er gewährt endlich Schatten und Kühlung.
Der wohltätige Einfluß des Waldes auf die Luftbeschaffen-
heit einer Gegend läßt sich nicht mehr in Zweifel ziehen. Der
Gesundheitszustand der Menschen und Tiere, das Gedeihen der
Pflanzen sind von der Luftbeschasienheit einer Gegend abhängig;
manche verheerende Krankheit, die wir vormals nicht kannten,
hängt vielleicht mit einer Veränderung der Atmosphäre durch die
Verminderung der Wälder zusammen.
Die Fruchtbarkeit des Bodens steht ebenfalls unter dem
Einflüsse der Wälder; die Humusbildung, der Tau und der Regen
werden mehr oder weniger durch den Wald begünstigt, die Über¬
schwemmungen im Frühjahre werden durch ihn beschränkt, die
Schädlichkeit böser Winde wird durch ihn gemildert, der Acker
und die Wiese gedeihen durch ihn ungleich besser. Die große
Fruchtbarkeit gewisser tropischer Gegenden ist sicherlich zum Teil
eine Folge benachbarter Wälder. Die Dammerde des Waldbodens
selbst liefert, wenn der Wald vertilgt wird, treffliches Ackerland.
Schacht.
5. Die Olive.
Die Olivenbäume sind den Bewohnern des südlichen
Europas, namentlich den Italienern und Griechen, ebensoviel
wert, als uns unsere Obstbäume. Da ist keine Hütte, zu der
sich nicht die Olive gleichsam als Hausgenosse gesellte, da ist
kein Berg, in dessen Mittelgrunde nicht Olivenbäume grünten,
während am Fusse die breitblättrige Feige steht. Solange
nur noch etwas Leben in ihren Adern kreist, bietet sie sich
mit allem, was sie hat, zur Benutzung dar. Mit wenigem
zufrieden, segnet sie schon mit ihrer kirschartigen Frucht,