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des 5. bis 14. Oktober aus dem Kalender des Jahres 1582 beseitigt werden
sollte,- und um in der Folge solche Ausgleichungen erst nach sehr viel
größeren Zeitintervallen vornehmen zu müssen, sollte fortan in jedem Beginn
eines vollen Jahrhunderts, dessen Iahrhundertzahl sich nicht durch vier
dividieren läßt, der Schalttag ausfallen. Demnach hatte das Jahr 1600
wohl wie gewöhnlich seinen Schalttag, dagegen nicht die Jahre 1700, 1800,
1900, sondern erst wieder 2000. Der durchschnittliche Fehler des Julianischen
Kalenders von jährlich 11 Minuten 14 Sekunden war dadurch auf 22 Sekunden
herabgemindert. Er wird sich erst in etwa 5900 Jahren auf einen Tag
belaufen, so daß der Gregorianische Kalender auf sehr lange Zeiten hinaus
allen Anforderungen des Lebens genügen wird.
Es währte jedoch sehr lange, ehe diese neue Reform eine einigermaßen
ausgebreitete Annahme fand,- und bekanntlich haben die griechisch-katho¬
lischen Länder noch heute den Julianischen Kalender beibehalten, so daß
man z. B. in Rußland gegenwärtig dreizehn Tage gegen unseren Kalender
zurückdatiert. Es waren seinerzeit namentlich die protestantischen Länder,
die wegen der mit den Katholiken bestehenden Streitigkeiten lieber den heid¬
nischen Kalender Julius Täsars beibehielten, als daß sie den vom Papst auf¬
genötigten annehmen wollten. Erst durch sehr lebhafte Befürwortung von
Leibniz und anderen wurde im Jahre 1700 der neue Kalender in Deutschland
eingeführt. Große Schwierigkeiten verursachte die Reform auch in England,
wo der Jahresanfang damals noch immer nach alter Sitte mit der Frühlings¬
nachtgleiche am 26. März begann. Es mußte nun, da man sich im Jahre
1751 dort endlich zur Annahme des neuen Kalenders entschloß, dieses Jahr
um nahezu drei Monate gekürzt werden.
Die Bestimmung des Osterfestes wurde durch die Gregorianische
Reform nicht verändert- trotzdem fallen die russischen Ostern meist auf
einen anderen Tag als die unfrigen, weil das Datum des Frühlingsanfangs
nach dem griechischen Kalender ein anderes ist und deshalb der sogenannte
Gstervollmond unter Umständen um eine ganze Lunation verschieden fallen
kann.
Der Ostersonntag kann zwischen dem 22. März und dem 25. April
schwanken- da nun manche bürgerlichen Einrichtungen, wie z. B. die Schul¬
quartale, sich nach der Lage des Osterfestes einrichten müssen, so führen
die sehr erheblichen Schwankungen dieses Datums zu mancherlei Unannehm¬
lichkeiten und Mißständen, deren Beseitigung vielen sehr willkommen sein
würde. Mehr und mehr tauchen wegen dieser Schwankungen des Dsterdatums
und wegen der erwähnten willkürlichen Ungleichheiten der Monatslängen
Vorschläge zu neuen Kalenderreformen auf.
wir dürfen dieses Kapitel nicht schließen, ohne mit einigen Worten
auch des französischen Revolutionskalenders zu gedenken, der gewalt¬
tätig wie alle Akte jener Zeit und ohne jede innere Berechtigung ein-