Full text: [Untere Lehrstufe, [Schülerband]] (Untere Lehrstufe, [Schülerband])

V. Parabeln. 
347 
So hart und enge eingehüllt? 
Sieh, wie es aus den Spalten quillt 
5. Und zeigt der Farbe rötlichen Schein! 
Und möchte gern frei und fröhlich sein! 
Was hindert, ich mache das Knöspchen 
auf?" 
So sprach das Kind. Der Vater sagte 
drauf: 
„Das mußt du, liebes Kind, nicht thun, 
10. Laß nur das rote Knöspchen ruhn. 
Es ist ja noch so zart und klein, 
Drum muß es wohl verwahret sein 
Und darf noch nicht sehen den hellen Tag, 
Daß Frost und Wurm ihm nicht schaden 
mag. 
15. Es ruht ja in Windeln weich und grün *), 
Noch braucht es der heimlichen Pflege, 
Bald wird es am Wege 
Uns lieblich duften und blühn2)." 
Fr. Ad. Kr ummach er. 
251. Die Bäume. 
1. Jch hab' die Bäume gar zu gerne 
Und freu' mich ihrer wie ein Kind, 
Weil ich aus ihrem Treiben *) lerne, 
Daß sie der Menschen Freunde sind. 
2. Den Knaben schon erfüllt's mit 
Wonne, 
Sein Herz und Auge lacht2) entzückt, 
Wenn in des jungen Lenzes Sonne 
Der Baum mit Blütenschnee3) sich 
schmückt. 
3. Und sieht der Jüngling oft betroffen 
Auf seiner Bahn das Glück entfliehn, 
So zeigt der Baum auf neues Hoffen 
Mit seinen grünen Armen H hin. 
4. Wenn in des Mittags heißer Schwüle 5) 
Des Mannes Kraft ermattet sinkt, 
So ist's der Bäume Schattenkühle, 
Die liebevoll zur Rast ihm winkt. 
5. Und wenn der Greis für seinen 
Jammer 
Im Winter Trost und Hilfe sucht, 
So wärmen Bäume seine Kammer 
Und nähren ihn mit ihrer Frucht. 
6. Sinkt dann am Schluß der Erden- 
träume 6) 
Der Müde zur ersehnten Ruh', 
So senden ihm die guten Bäume 
Sechs Bretter für sein Bettchen zu'). 
7. Und liegt er endlich längst vergessen 
Im Stübchen unterm Rasendach«), 
Dann weinen Weiden und Cy- 
pressen 
Ihm noch so manche Thräne nach«). 
Vincenz Zusner. 
252. An die Jugend. 
1. Drei Blümelein H, so wunderzart, 
Die wachsen in einem Garten; 
Wer diese Blümlein pflegt und wahrt, 
Kann Segen und Heil erwarten. 
„Sag' an, wo dieser Garten sei, 
Und nenne uns die holden drei!" 
2. Der Garten ist des Menschen Herz, 
Ein fruchtender^), zarter Acker; 
Die Blümlein schauen himmelwärts 
Und schmücken das Kind so wacker; 
Drum pfleg', o Kind, zu jeder Zeit 
Fleiß, frohen Sinn und Fröm¬ 
migkeit! 
Fr. Teipel. 
253. Die Schwalben. 
1. Mutter, Mutter! unsre Schwalben, — 
Sieh doch selber, Mutter, sieh! 
Junge haben sie bekommen. 
Und die Alten füttern sie. 
2. Als die lieben, kleinen Schwalben 
Wundervoll ihr Nest gebaut, 
Hab' ich stundenlang am Fenster 
Heimlich ihnen zugeschaut.
	        
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