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A. Erzählende Prosa U. Sagen.
Berge hinlenkte. Nimmer vermehrten oder verminderten sie sich, denn
ihre Zahl war abgemessen; auch alterten sie nicht, sondern glänzten in
unvergänglicher Jugendstärke. „Freunde,“ sprach ich, „das ist die ver—
hängnisvolle Insel, an die unser Schicksal geknüpft ist. Schon sehe
ich die verführerischen Herden des Helios, auf deren Berührung der
Tod steht. Laßt uns lieber der Versuchung entfliehen und steuert an
dieser Küste vorbei; wir finden ja wohl ein anderes Eiland zum Landen.“
Aber das war ihnen eine unwillkommene Rede. Ein allgemeines
Murren erhob sich, und der widerspenstige Eurylochus nahm das Wort
und sprach: „Grausamer Mann, du trotzest vor Mut, denn dir erschlafft
nie ein Gelenk, du bist wie von Stahl und Eisen. Aber wir anderen
alle sind von der schweren Arbeit so ermattet, daß wir nicht weiter
können, und du willst uns nicht einmal die nötige Erquickung ver—
gönnen? Blind in die Nacht sollen wir hineinrudern, wo wir weder
Weg noch Steg kennen und wo wir verloren sind, sobald sich nur ein
widriger Wind erhebt? Laß uns doch wenigstens ans Land stoßen,
damit wir dort etwas Nahrung zu uns nehmen und die Nacht bei dem
Schiffe ausruhen. Morgen mit dem frühesten können wir ja dann
wieder einsteigen und ins offene Meer steuern.“ Alle stimmten in dies
Verlangen ein, und ich sah nun wohl, daß ein Gott mir zuwider war
und Boͤses über uns verhängte. Da sprach ich zu ihnen: „Ihr alle
zwingt mich einzelnen leicht zum Gehorsam, allein schwört mir, keines
jener Tere anzurühren, sondern euch mit der Speise zu begnügen,
welche uns Circe mitgegeben hat!“ Das schwuren sie bereitwillig, und
so legte der Steuermann am Ufer an. Wir stiegen aus und aßen
zur Nacht. Dann schütteten wir im Gespräch den Gram des Herzens
aus über den schrecklichen Tod unserer lieben Gefährten, und spät erst
stillte der süßbetäubende Schlummer unsere Thränen. Aber ach, welch
ein Erwachen stand uns aus diesem Schlummer bevor! Noch war
die Nacht nicht vorüber, und die letzten Sterne funkelten noch am
Himmel, als ein ungeheurer Orkan sich erhob und Meer und Land in
dickes, schwarzes Gewölk verhüllte. Als der Morgen kam, zogen wir
unter fürchterlichem Regen das Schiff in eine Felsgrotte und bargen
uns selbst, so gut wir konnten. „Freunde,“ sprach ich, „wir kommen
heut nicht fort von dieser Insel, aber wir haben zum Glück noch
Vorrat von Speise und Trank im Schiffe. Darum beschwöre ich euch
nochmals: rühre mir keiner die heiligen Stiere an, damit uns nichts
Böses begegne!“
Sie alle versprachen's, und ich beruhigte mich. Aber den ganzen
Monat hindurch wechselte Südwind mit rauhem Ostwinde, und wir
mußten noch immer liegen bleiben. Solange es an Speise und Wein
nicht fehlte, schonten meine Gefährten der Rinder in ängstlicher Sorge
für ihr eigenes Wohl. Als aber endlich der ganze Vorrat verzehrt