Full text: Für die untern und mittlern Klassen (Theil 1, [Schülerband])

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24. Frühzeitiger Frühling. 
1. Tage der Wonne, 
Kommt ihr so bald? 
Schenkt mir die Sonne, 
Hügel und Wald? 
2. Reichlicher fließen 
Bächlein zumal. 
Sind es die Wiesen, 
Ist es das Thal? 
3. Bläuliche Frische! 
Himmel und Höh'! 
Goldene Fische 
Wimmeln im See. 
4. Buntes Gefieder 
Rauschet im Hain: 
Himmlische Lieder 
Schallen darein. 
5. Unter des Grünen 
Blühender Krast, 
Naschen die Bienen 
Summend am Saft. 
6. Leise Bewegung 
Bebt in der Luft, 
Reizende Regung, 
Schläfernder Duft. 
7. Mächtiger rühret 
Bald sich ein Hauch, 
Doch er verlieret 
Gleich sich im Strauch. 
8. Aber zum Busen 
Kehrt er zurück. 
Helset, ihr Musen, 
Tragen das Glück! 
9. Saget, seit gestern 
Wie mir geschah? 
Liebliche Schwestern, 
Liebchen ist da! 
Goethe. 
25. Schäsers Klagelied. & r 
1. Da droben auf jenem Berge, 
Da steh' ich tausend Mal, 
An meinem Stabe gebogen, 
Und schaue hinab in das Thal. 
2. Dann folg' ich der weidenden Heerde, 
Mein Hündchen bewahret mir sie; 
Ich bin herunter gekommen 
Und weiß doch selber nicht wie. 
3. Da stehet von schönen Blumen 
Die ganze Wiese so voll; 
Ich breche sie, ohne zu wissen, 
Wem ich sie geben soll. 
4. Und Regen, Sturm und Gewitter 
Verpaß ich unter dem Baum. 
Die Thüre dort bleibet verschlossen; 
Doch alles ist leider ein Traum. 
5. Es stehet ein Regenbogen 
Wohl über jenem Haus! 
Sie aber ist weggezogen, 
Und weit in das Land hinaus. 
6. Hinaus in das Land und weiter, 
Vielleicht gar über die See. 
Vorüber, ihr Schafe, vorüber! 
Dem Schäfer ist gar so weh. 
Goethe. 
26. Geipcsgruß. 
1. Hoch auf dem alten Thurme steht 
Des Helden edler Geist, 
Der, wie das Schiff vorübergeht, 
Es wohl zu fahren heißt. 
2. Sieh, diese Senne war so stark, 
Dieß Herz so fest und wild, 
Die Knochen voll von Rittermark, 
Der Becher angefüllt; 
3. Mein halbes Leben stürmt' ich fort, 
Verdehnt' die Hälft' in Ruh, 
Und du, du Menschenschifflein dort, 
Fahr' immer, immer zu! ff 
Goethe. 
27. An den Mond. 
1. Füllest wieder Busch und Thal 
Still mit Nebelglanz, 
Lösest endlich auch einmal 
Meine Seele ganz; 
2. Breitest über mein Gefild 
Lindernd deinen Blick, 
Wie des Freundes Auge mild 
Ueber mein Geschick.
	        
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