Contents: Zur deutschen Geschichte (Teil 1)

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Worms. 1521. 
Luther an Spalatin (1520, am 21. Dezember): Sollte ich berufen werden, so will 
ich, so viel an mir ist, mich ehe krank lassen hinführen, wenn ich nicht gesund kommen kann; 
denn es ist nicht zu zweifeln, daß ich von Gott berufen werde, wo mich der Kaiser berufet: 
wollen sie die Sachen mit Gewalt handeln, wie es scheint, so ist die Sache Gott zu befehlen. 
Der lebet und herrschet noch, welcher die drei Männer im glühenden Ösen erhalten. 
Und wenn so viel Teufel in Worms wären, als Ziegel auf den Dächern, so will ich 
doch hinein kommen. 
Citation: Ehrsamer, Lieber, Andächtiger! Nachdem Wir und des heiligen römischen 
Reiches Stände, jetzo hier versammelt, fürgenommen und entschlossen haben, der Lehre und 
Bücher halben, so eine Zeit her von Dir ausgegangen, Erkuudiguug zu empfahen, haben wir 
Dir, herzukommen und von 'dannen wiederum an Dein sicher Gewahrsam, Unser und des 
Reiches frei gestrackt Sicherheit und Geleit gegeben, das Wir Dir hiemeben zusenden. Und tft 
Unser ernstlich Begehr, Du wollest Dich forderlich erheben, also daß Du inwendig 21 Tagen 
in solchem Unserem Geleit bestimmt, gewißlich hier bei Uns seist und ja nicht außenbleiben 
wollest, Dich auch keiner Gewalt oder Unrechts besorgen. Denn Wir Dich bei dem gemeldeten 
Unserem Geleit festiglich handhaben wollen, Uns auch auf solche Deine Zukunft endlich ver¬ 
lassen. Und Du thust daran Unsere ernstliche Meinung. 
(1521, am 14. April). An Spalatin: Wir sind endlich, mein lieber Spalatin, 
kommen, ob mich wohl der Satan durch mehr als eine Krankheit zu verhindern gesucht. 
Denn den ganzen Weg von Eisenach hierher bin ich immer schwach gewesen und bin es noch, 
auf solche Art, die ich vorher gar nicht erfahren. Ich sehe aber auch, daß man des Sannt 
Mandat und Befehl mir zum Schrecken habe in Druck gehen lassen. Aber Christus lebt! 
und wir wollen in Worms kommen, allen Pforten der Hölle und Fürsten der Lust zu Trotz! 
Machet mir also die Herberg zurecht. Gehabt euch wohl. 
Martin Luther. 
Luther (1546): Ich war unerschrocken und fürchtete mich nicht. Gott kann einen wohl 
so toll machen. Ich weiß nicht, ob ich jetzt auch so freudig wäre. 
Also fuhr ich auf offenem Wäglein in meiner Kutten zu Worms ein. Da kamen alle 
Leute auf die Gassen und wollten den Mönch, Doktor Martinum sehen. Und fuhr also in 
Herzog Friedrichs Herberge, und war auch Herzog Friedrich bange dabei, daß ich gen Worms kam. 
Georg von Fruudsberg: Münchtein, Müuchtein, du gehest jetzt einen Gang, einen solchen 
Stand zu thun, dergleichen ich und mancher Oberste auch in der allerernstesten Schlachtordnung 
nicht gethan haben. Bist du auf rechter Meinung und deiner Sache gewiß, so fahre in Gottes 
Namen fort und fei nur getrost. Gott wird dich nicht verlassen. 
107. Luther und Arundsöerg. 
Du stehst in der Prälaten, Du kannst nicht! bist gefangen? 
In edler Fürsten Kreis. Von Menschen wohl? — O nein! 
O Mönchlein, laß dir raten, Gefangen ohne Bangen 
Die Flammen brennen heiß. In Gottes Wort allein. 
Ein Widerruf, ein Wörtchen, Was auch die Menschen sagen, 
Gieb dies;tur, jenes zu, Du fürchtest sein Gericht, 
Und durch ein Hinterpförtchen Du stehest ohne Zagen, 
Entschlüpfest sicher du. Und anders kannst du nicht. 
So steh! Es wird dich halten, Du stehst in Gottes Namen, 
Der anders kann und will, Der Nam' ist „Wunderbar," 
Als Freunds- und Feindsgewalten; Gott helf' dir! Amen, Amen! 
Steh' nur und halt' ihm still. Er ist und bleibet wahr! 
tzagenbach. 
Nonne: Georg von Fruudsberg (Roman).
	        
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