Full text: [Bd. 2, [Schülerband]] (Bd. 2, [Schülerband])

143 
Aue der Kiffhäuser,um dessen geborstenes Gemäuer Sagen und Lieder 
klangen in Sehnsucht nach der deutschen Einheit, die jetzt, nachdem sie 
glücklich und glorreich errungen, durch ein großartiges Kaiserdenkmal auf 
der Höhe des Berges verherrlicht ist. 
Als Hauptwasserader Thüringens ist die S a a l e anzusehen, die 
vom Fichtelgebirge nach Norden der Elbe zuzieht. In großen Schlangen^ 
Windungen bahnt sie sich ihren Weg durch ein schönheitgesegnetes Tal. 
Ihre Wellen ziehen vorüber an mancher alten Stadt, an Weinbergen 
und Trutzburgen und tragen zu Flößen verbunden zahllose Stämme des 
Gebirgswaldes. Sie empfängt von links her die Abflüsse des Thüringer¬ 
waldes, besonders Schwarza und Ilm und vom Eichsfeld die Herzader 
des nördlichen Thüringen, die Unstrut, die ihrerseits wieder von rechts 
und links die Gewässer der Höhen (Gera, Wipper und Helme) sammelt 
und der Saale zuführt. 
B. 
Es ist eiu schönes Land, durch das diese vielverzweigten Wasser 
rauschen, ein Land, das nach guter, alter Sitte zu Fuße zu durchstreifen 
sich reichlich lohnt. Da weitet sich das Herz und Luft und Licht und 
Duft locken immer weiter zur frohen Wanderung. Die leicht eingesenkten 
Mulden, in deren Grunde die klaren Bäche murmeln, sind von frischen 
Wiesen bedeckt, aus deren Grün das bescheidene Vergißmeinnicht und 
die gelbe Dotterblume leuchten. In ben lichtblätterigen Hainen prangen 
heller Weißdorn, die schlichte Blüte der Erdbeere und Brombeere und 
das blaublühende Immergrün. Die Waldränder sind geschmtickt mit 
Hecken wilder Rosen, deren zierliche Blüten sich hell von den dunkleren 
Blättern abheben. 
Und dieses schöne Land ist bewohnt von einen: glücklichen Volk. 
In üppigem Grün stehen die F e l d e r, die, sorgsam abgegrenzt, Zeugnis 
ablegen von dem Fleiße der Bewohner. Wo der Boden seine größte 
Fruchtbarkeit zeigt, drängen sich die menschlichen Wohnstätten enger zu¬ 
sammen. Die Erde vermag hier viele ihrer Kinder zu ernähren. Aus 
den: hellen Grün der Obstbäume, im Mai fast verdeckt vom weißen 
Blütenschnee, schimmern die roten Ziegeldächer der Dorfhäuser, die 
sich gesellig um die turmgekrönte Kirche schmiegen. Da und dort grüßt 
ein stilles, träumerisches Landstädtchen, das wie vergessen von der 
lärmenden Straße des Weltverkehrs abliegt. Aber in der Nähe des 
eisernen Schienenweges häufen sich die Häusermassen immer mehr und 
hochragende Schornsteine deuten auf die geräuschvollen Arbeitsstätten des 
neuzeitlichen Gewerbelebens. Weichen die Getreidefelder zurück vor
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.