67. Der rechte Barbier.
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3. Tritt her, Bartputzer! Aufgeschaut!
Du sollst den Bart mir kratzen!
Doch kitzlich sehr ist meine Haut,
Ich biete hundert Batzen ;
Nur, machst du nicht die Sache gut
Und fließt ein einz'ges Tröpflein Blut —
Fährt dir mein Dolch ins Herze."
4. Das spitze, kalte Eisen sah
Man auf dem Tische blitzen,
Und dem verwünschten Ding gar nah'
Auf seinem Schemel sitzen
Den grimm'gen, schwarzbehaarten Mann
Im schwarzen, kurzen Wams, woran
Noch schwärzre Troddeln hingen.
5. Dem Meister wird's zu grausig fast.
Er will die Messer wetzen,
Er sieht den Dolch, er sieht den Gast,
Es packt ihn das Entsetzen;
Er zittert wie das Espenlaub,
Er macht sich plötzlich aus dem Staub
Und sendet den Gesellen.
6. „Einhundert Batzen mein Gebot,
Falls du die Kunst besitzest;
Doch, merk' es dir, dich stech' ich tot,
So du die Haut mir ritzest."
Und der Gesell: „„Den Teufel auch!
Das ist des Landes nicht der Brauch.""
Er lauft und schickt den Jungen.
7. „Bist du der rechte, kleiner Molch?
Frisch auf! Fang an zu schaben;
Hier ist das Geld, hier ist der Dolch,
Das beides ist zu haben!
Und schneidest, ritzest du mich bloß,
So geb' ich dir den Gnadenstoß;
Du wärest nicht der erste."
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