fullscreen: [Teil 1 = Unterstufe, [Schülerband]] (Teil 1 = Unterstufe, [Schülerband])

indes meine ich es gut mit dir; zeigst du dich noch so stark, daß du mir 
einen Löwen hierher bringst, so will ich dich behalten; jetzt aber mache 
dich fort aus meinem Stalle!“ und jagte es damit ins weite Feld. 
Das Pferd war traurxig und ging nach dem Walde zu, dort ein 
wenig Schutz vor dem Wetter zu suchen. Da begegnete ihm der Fuchs 
und sprach: „Was hängst du so den Kopf und gehst so einsam um— 
her?“ — „Ach,“ antwortete das Pferd, „Geiz und Treue wohnen nicht 
beisammen in einem Hause. Mein Herr hat vergessen, was ich ihm 
für Dienste in so vielen Jahren geleistet habe; und weil ich nicht recht 
mehr ackern kann, will er mir kein Futter mehr geben und hat mich 
fortgejagt.“ — „Ohne allen Trost?“ fragte der Fuchs. „Der Trost 
war schlecht; er hat gesagt, wenn ich noch so stark wäre, daß ich ihm 
einen Löwen brächte, wollte er mich behalten; aber er weiß wohl, daß 
ich das nicht vermag.“ Der Fuchs sprach: „Da will ich dir helfen; 
lege dich hin, strecke dich aus und rege dich nicht, als wärst du tot!“ 
Das Pferd tat, was der Fuchs verlangte. Der Fuchs aber ging 
zum Löwen, der seine Höhle nicht weit davon hatte, und sprach: „Da 
draußen liegt ein totes Pferd; komm doch mit hinaus, da kannst du 
eine fette Mahlzeit halten. Der Löwe ging mit, und wie sie bei dem 
Pferde standen, sprach der Fuchs: „Hier hast Du es doch nicht nach 
deiner Gemächlichkeit; weißt du was? Ich will's mit dem Schweife 
an dich binden, so kannst du es in deine Höhle ziehen und in aller 
Ruhe verzehren.“ 
Dem Löwen gefiel der Rat; er stellte sich hin, und damit ihm der 
Fuchs das Pferd festknüpfen könnte, hielt er ganz still. Der Juchs 
aber band mit des Pferdes Schweif dem Löwen die Beine zusammen 
und drehte und schnürte alles so wohl und stark, daß es mit keiner 
Kraft zu zerreißen war. Als er nun sein Werk vollendet hatte, klopfte 
er dem Pferde auf die Schulter und sprach: „Zieh, Schimmel, zieh!“ 
Da sprang das Pferd mit einem Male auf und zog den Löwen mit 
sich fort. Der Löwe fing an zu brüllen, daß die Vögel in dem ganzen 
Walde vor Schrecken aufflogen; aber das Pferd ließ ihn brüllen, zog 
und schleppte ihn über das Feld vor seines Herrn Tür. Wie der Herr 
das sah, besann er sich eines Besseren und sprach zu dem Pferd: „Du 
sollst bei mir bleiben und es gut haben;“ und gab ihm satt zu fressen, 
bis es starb. Bruder Grimm. 
123. Meister Reineke. 
Wer schleicht dort im hohen Waldgrase so beschämt davon? 
Es ist Reineke, der Buchs. Lange lauerte deèr schlaue Räuber 
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