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sitzt am schnurrenden Spinnrade und sieht von Zeit zu Zeit in
den wärmenden Ofen, wo ein Gericht Kartoffeln oder Hafermus
zubereitet wird. Der Vater dagegen ist am großen, roten Holz¬
tisch beschäftigt, aus fein geschnittenen Spänen, aus Klötzchen
und Holzschnitzelchen allerlei Weihnachtssachen zu verfertigen,
hier eine Schachtel, dort eine Reihe Soldaten, Reiter und
Kanonen, hier eine Jagd mit grünen Tannenbäumchen, mit
braunen Hirschen und Hasen, dort eine große Stadt von Häu¬
sern und Kirchen mit roten Dächern, oder eine Geige, eine
Trompete, eine Trommel, eine Knarre und was sonst die Kinder
als Weihnachtsgabe erfreut. Hilfreich gehen ihm die Kinder zur
Hand, leimen und kleben die Stücklein zusammen, färben und
bemalen die Vögel und Tiere, die Menschen und Häuser, die
Trommeln und Trompeten. Jeder strengt seine Erfindungskraft
an, um Schönes, Ansprechendes und Gefälliges zu verfertigen.
So sinnt die Armut darauf, das Auge des Reicheren zu erfreuen,
ihm frohe Stunden zu bereiten, damit sie selbst ihr mühevolles,
karges Leben voll Entbehrungen friste. Ist ein hinlänglicher
Vorrat solcher Spielsachen fertig, so erscheint der Aufkäufer,
klagt über schlechte Zeiten, geringen Absatz, tadelt und mäkelt
an dem, was die Familie in stiller Freude und mit emsigem Fleiße
geschaffen und drängt ihr die schönen, bunten Sachen zu einem
Preise ab, daß sie kaum Salz und Kartoffeln dabei verdient.
Während der Thüringer und Harzbewohner vorzugsweise Schach¬
teln, Spielsachen und Schwefelhölzer verfertigt, sitzt der Schwarz¬
wälder den langen, trüben Winter in seiner halbverschneiten
Hütte, wie verloren in der weiten Welt, und macht zierliche
Holzuhren. Räder, Scheibchen, Walzen und Leisten mißt er
sorgfältig ab, setzt sie zusammen, probiert, hilft nach, bis eine
Uhr nach der andern an die Wand gehängt wird, wo sie gesellig
nebeneinander ticken, als ob sie die Zeit beflügeln wollten.
Kommt endlich der späte Frühling in sein Gebirgstal gestiegen,
um den Schnee zu verjagen und die Wege frei zu machen, so
zieht der Schwarzwälder mit seinem Vorrat hinaus in die Welt,
um seine Winterarbeit in Geld umzusetzen.
Friedrich Körner.
163. Der hörnerne Siegfried.
1. Wie Siegfried Hörnern ward.
In Niederland wohnte in uralter Zeit ein König, namens Sieg¬
mund, der weithin berühmt war durch seine große Macht. Dessen Sohn
hieß Siegfried; der Knabe aber war von unbändiger Kraft, und all