Full text: [Band 1, [Schülerband]] (Band 1, [Schülerband])

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digiing fehlt mir der Muth. Höre ich ein Geräusch, sogleich muß ich 
meine langen Ohren in die Höhe recken und horchen, Wer kommt, 
und kann ich mich nicht in eine Hecke oder Furche ducken, so lause 
ich lieber, so weit mich meine Beine tragen. Es ist wahr, im Laufe 
holt mich so leicht Keiner ein, es müßte denn gerade ein Windspiel sein; 
auch an Kreuz- und Quersprüngen lasse ich es nicht fehlen, um meine 
Feinde irre zu führen, aber Was hilft es mir? Ehe ein Jahr ver¬ 
geht, bin ich doch ein Kind des Todes. Entweder paßt mir der Jäger 
auf, wenn ich des Abends aus dem Walde komme und meinen Hun¬ 
ger an dem fetten Grase stillen will. Da sitzt er in der Dämmerung 
hinter einer Mauer oder einer Hecke, und ehe ich mirs versehe, knallt 
sein Gewehr und ich habe das tödliche Schrot im Leibe. Habe ich 
noch Leben genug, um dem Walde zu zu fliehen, flugs kommt auch 
noch der Hühnerhund, packt mich unbarmherzig und trägt mich seinem 
grausamen Herrn zu. Quike ich dann in der Todesangst vielleicht ein 
wenig, so werde ich noch ausgelacht. Im Winter verfolgen sie meine 
Spuren im Schnee, oder füllen den Wald und das Feld mit häßlichen 
Treibern, welche klappern und schreien, bis wir arme Hasen unseren 
Zufluchtsort verlassen und vor die offenen Gewehre der Jäger lausen. 
Und wäre unser Tod noch ehrenvoll und würden wir ehrlich begraben 
wie ein Hund oder ein Pferd! Allein unser Loos ist in die Küche zu 
wandern. Da streift uns die blutige Hand einer Köchin den Balg 
ab und stopft ihn ans, bis er verhandelt wird. Unser Kopf, unsere 
Beine und Eingeweide werden in einem braunen Pfeffer zerkocht, und 
der Rest, das Beste an uns, wird mit Spicknadeln zerfleischt, und dann 
erst gebraten. Nachdem die Menschen unser Fleisch abgeschält und 
verzehrt haben, werfen sie die Knochen ihren Hunden vor. Nein, es 
ist ein jämmerliches Schicksal, ein Hase zu sein! 
24. Tollheit der Füchse. 
Triebheim den 27. August 1845. 
An 
den Königlichen Landrath zu Beuggen. 
Bericht 
des Königlichen Bürgermeisters zu Triebheim. 
Betreff: Das Erscheinen toller Füchse 
in der Umgegend von Triebheim. 
Ich beeile mich Königlichem Landrathe die gehorsamste Anzeige 
von einer ganz unerwarteten Gefahr, welche den Einwohnern der hie¬ 
sigen Gegend droht, zu machen. Schon seit längerer Zeit ging ein 
Gerede unter den Leuten, es seien tolle Füchse in dem benachbarten 
Walde gesehen worden. Da mir aber nicht bekannt war, daß die 
Füchse auch der Wafferscheu gleich den Hunden unterworfen sind, so 
achtete ich nicht sonderlich auf diese Erzählungen, glaubte vielmehr, 
daß sie auf Irrthum oder Furchtsamkeit beruhten. Gestern Vormittag 
jedoch erschien der Ackermann Heinrich Orth, ein sehr rechtschaffener 
und glaubwürdiger Mann bei mir, und berichtete Folgendes: 
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