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Da glänzten die Augen des Fischers vor Gier nach den Schätzen
der Tiefe. Verächtlich ließ er das Fischlein wieder ins Wasser
fallen; dann ging er um den See bis zu einem Felsvorsprung,
wo er den See am tiefsten wußte. Weit beugte er sich über das
Wasser und mit gewaltigem Schwunge warf er die Schnur
hinaus. Aber — war sein Sinn verwirrt oder hatten ihn un—
sichtbare Arme erfaßt: er stürzte mit einem lauten Schrei in
den See und verschwand in der Tiefe.
Emil Grimm.
14. Die steinerne Brücke von Regensburg.
Auf der alten steinernen Brücke in Regensburg steht eine
Säule, worauf ein aus Stein gehauenes Männlein sitzt. Es
hebt schirmend die Hand über die Augen und schaut gegen den
Dom St. Peter; in der andern Hand hält es einen Zettel mit
der Inschrift: „Schuck, wie heiß!“
Folgende Sage knüpft sich daran. Der berühmte Bau—
meister des Domes hatte mit dem der Brücke eine Wette ver—
einbart, daß derjenige, welcher seinen Bau früher vollendet
habe, dem Besiegten eine harte Leibesstrafe auferlegen dürfe.
Er sollte verurteilt werden den Eselsritt zu machen. Es war
das aber kein lustiges Reiten; denn der Grauschimmel war eigent⸗
lich ein Folterwerkzeug, gespickt mit scharfen Eisenspitzen; da
galoppiert einer schlecht.
Wie rührten sich da Meister und Gesellen! Sichtlich schien
der Dombau gesegnet. Höher und höher hoben sich die gewaltigen
Mauern. Die Brücke jedoch schritt langsam vorwärts. Ins—
besondere zur Frühlingszeit und nach heftigen Regengüssen,
wenn die Wasser schwollen und wild in den Baugrund drangen,
mußte die Arbeit oftmals unterbrochen werden. Den Meister
ergriff Besorgnis und Verzweiflung und endlich rief er in seiner
argen Not den Meister Urian um Hilfe an. Der war schnell zur
Stelle. „Die Brücke vollende ich dir alsobald,“ war seine listige
Teufelsrede. „Doch gute Arbeit will ihren Lohn. So sei die
Seele dessen mein Preis, der zuerst über die Brücke gehen wird.“