Da gedachte der Bayernherzog die Neustädter durch
Hunger zur Übergabe zu zwingen und schnitt ihnen allseits die
Zufuhr ab. Die Bayern bezogen ein Lager und machten sich's
bequem und jeden Tag stieg der Rauch auf aus dem Lager —
jeden Tag dreimal, wie wenn sie daheim wären. Das war den
Neustädtern bald ein bitterer Anblick, wie sie so des Morgens,
Mittags und Abends die Feinde sich um die Feldkessel lagern
sahen; denn bei ihnen war Schmalhans Küchenmeister. Mehl
und Fleisch war dem Ende nahe, obwohl alle auf Viertelskost
gesetzt waren, und wenn einer auch kein Rechenmeister war,
so konnte er doch aufs Haar sagen, wann sie den letzten Laib
Brot backen und den letzten Schinken anschneiden würden.
Da war aber ein Schneider, der war nicht auf den Kopf
gefallen. Er ging in den Stall, holte das einzige Schwein, das
sie noch hatten, warf's nieder und kniete ihm auf den Hals, daß
es zu schreien anfing, wie wenn's geschlachtet würde. Nach zwei
Tagen tat er es wieder und nach zwei Tagen abermals. Da
sagten die Bayern: „Sie müssen noch vollauf haben; hört nur,
sie schlachten schon wieder ein Schwein!“ Als er's so eine Weile
fortgetrieben hatte und die Leute den Gurt um den Leib sich
anzogen, daß sie aussahen wie die Wespen, da mußten sie endlich
das letzte Schwein doch schlachten und hatten nun gar nichts mehr.
Doch unser Schneiderlein hatte einen neuen Einfall. Er
ließ sich in eine Bockhaut einnähen und in dieser Mummerei
sprang er mit lustigem Meckern die Stadtmauer entlang. Darob
verwunderten sich die Feinde nicht wenig; denn sie hatten nicht
erwartet, daß in dem Städtlein nur noch eine lebendige Maus,
geschweige ein so feistes und ausgelassenes Ziegenböcklein zu
finden sei. Voll Verdruß und Arger zog Herr Ludwig ab.
Des zum Gedächtnis ließ der Rat einen Geißbock in Stein
aushauen und setzte ihn unter den Bogen des oberen Tores.
Theodor Aufsberg.
16. Der beste Trunk.
Gustav Adolf hatte den General Tilly in der Schlacht
bei Breitenfeld geschlagen (am 7. September 1631) und Tillys
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