dieser werde dergleichen Tiere mehr gesehen haben und wissen, was
es sei. So wurde der Sohn in den Rat berufen. Dieser besah
das Tier lang von hinten und von vorn; er wußte gar nicht, wo
er es anfassen sollte und wo es den Kopf hätte; denn weil der
Krebs hinter sich kroch, so meinte er, der Kopf wäre, wo der
Schwanz ist. Endlich sprach er: „Nun habe ich doch meine Tage
vieli Wunder hin und her gesehen, so etwas ist mir aber noch nicht
vorgekommen! Wenn ich aber sagen soll, was es für ein Tier
sei, so spreche ich nach meiner Einsicht: wenn es nicht eine Taube
ist oder ein Storch, so ist es gewiß ein Hirsch, denn es scheint ein
Geweih zu haben. Aber unter diesen dreien muß es eines sein.“
Jetzt wußten die Schildbürger soviel wie zuvor und als
ihn einer anfassen wollte, erwischte ihn der Krebs mit der Schere
dermaßen, daß er um Hilfe zu rufen und zu schreien anfing:
„Ein Mörder ist's, ein Mörder!“ Alb die andern Schildbürger
dies sahen, hatten sie daran genug, setzten sich eilig auf der Stätte
selbst, wo der Bauer gebissen worden, zu Gericht und ließen
folgendes Urteil über den Krebs ergehen: „Dieweil niemand
wisse, was es für ein Geschöpf sei, dasselbe sie aber betrogen und
sich für einen Schneider ausgegeben habe, während es doch
offenbar nur ein Leute betrügendes und schädliches Tier sei,
ja ein Mörder: so erkennen sie, daß es solle gerichtet werden als
ein Betrüger und Mörder und zwar, zu mehrerer Schmach, im
Wasser ersäuft werden.“
Demzufolge ward einem Schildbürger der gefährliche Auf⸗
trag gegeben, den Krebs zu fassen und auf ein Brett zu legen;
dieser trug ihn dem Wasser zu und die ganze Gemeinde von Schilda
ging mit; da ward er im Beisein und Zusehen jedermanns ins
Wasser geworfen. Als der Krebs sich wieder in seinem Elemente
fühlte, da zappelte er und kroch hinter sich. Die Schildbürger aber
sahen dies nicht ohne großes Mitleid an. Einige huben an zu
weinen und sprachen: „Schauet doch, wie tut der Tod so wehe!“
3. Schildageht zu Grunde.
Der Krieg war glücklich vorüber, aber die Stunde der Schild⸗
bürger hatte geschlagen. In ihrem Flecken gab es nämlich keine