Full text: [Bd. 1 = 1. Schulj. [Schülerband]] (Bd. 1 = 1. Schulj. [Schülerband])

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„Das ist eine Lüge!" rief der König zornig aus; „eine Lüge 
ist es! Das glaube ich nicht!" 
„Gut denn!" sagte der Handwerksbursche, „du glaubst es nicht; 
nun — denke an dein Versprechen!" 
Und der König hielt Wort; der Handwerksbursche empfing die 
Hand der Tochter und wurde späterhin auch König. 
Nach E. Lausch. 
36. Der Schüler der Ameise. 
Tamerlan, der Schrecken und Eroberer von Mittelasien, ver¬ 
dankte seine Macht und Größe hauptsächlich seiner eisernen Beharr¬ 
lichkeit. Aus diese Tugend wurde er vorzüglich durch folgendes 
Ereignis geführt. „In einem meiner ersten Kriege," erzählte er, „kam 
ich eines Tages so sehr ins Gedränge, daß ich in den Ruinen eines 
Gebäudes vor den mich verfolgenden Feinden Schutz suchen und 
daselbst viele Stunden versteckt bleiben mußte. Die Furcht meinen 
Verfolgern in die Hände zu fallen und der Gedanke durch die erlittenen 
Niederlagen den ganzen Gewinn meiner bisherigen Anstrengungen 
zu verlieren drückten meine Seele nieder. Ich verzweifelte an dem 
glücklichen Erfolge meiner Unternehmungen und beschloß sie aufzu¬ 
geben. Da fiel mir plötzlich eine Ameise in die Augen, die bemüht 
war ein Weizenkorn, größer als sie selbst, auf eine Anhöhe zu tragen. 
Das Tierchen fiel, wenn es mit seiner Last beinahe oben war, immer 
wieder herab und ich zählte 69 vereitelte Versuche desselben. Aber 
es ließ nicht nach und bei dem siebzigsten Versuch erreichte es glück¬ 
lich den Gipfel der Anhöhe. Dieses Beispiel gab mir neuen Mut 
und ich zog aus dem Gesehenen eine Lehre, die mir später sehr oft 
zustatten kam." 
Emsiges Ringen führt zum Gelingen. Nach Bredauer. 
37. Beharrlichkeit. 
Robert Bruce hatte Ansprüche auf die Krone von Schottland 
und machte dieselben gegen England geltend. Erst nach langen Kämpfen 
und mancher Niederlage gelang es ihm die Unabhängigkeit Schott¬ 
lands von England zu erringen. Einst mußte er vor den Engländern, 
die ihn auf das erbittertste verfolgten, fliehen. Er flüchtete in ein 
wildes Gebirge und lag eines Tages in einer armseligen Hütte. 
Der Mut war ihm gesunken und an seinem Glück verzagend blickte 
er traurig nach dem Dache. Da sah er eine Spinne von einem
	        
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