Erste Abteilung. Lesestücke verschiedenen Inhalts
4. Die Sonnenstrahlen stehlen sich
Behende durch Blätter und Ranken
Und necken auf deinem Lager dich
Mit blendendem Schweben und Schwanken.
5. Die Nachtigall ist heiser fast,
So lang' hat sie gesungen,
Und weil du sie gehört nicht hast,
Ist sie vom Baum gesprungen.
6. Da schlug ich mit dem leeren Zweig
An deine Fensterscheiben:
Heraus, heraus in des Frühlings Reich,
Es wird nicht lange mehr bleiben!“
Wilhelm Müller.
3. Rönig Salomon und der Süemann.
1. Im Feld der König Salomon
Schlägt unterm Himmel auf den Thron;
Da sieht er einen Sämann schreiten,
Der Körner wirft nach allen Seiten.
2. „Was machst du da?“ der König spricht;
„Der Boden hier trägt Ernte nicht.
Laß ab vom thörichten Beginnen;
Du wirst die Aussaat nicht gewinnen!“
3. Der Sämann, seinen Arm gesenkt,
Unschlüssig steht er still und denkt;
Dann fährt er fort, ihn rüstig hebend,
Dem weisen König Antwort gebend:
4. „Ich habe nichts als dieses Feld,
Geackert hab' ich's und bestellt;
Was soll ich weitre Rechnung pflegen?
Das Korn von mir, von Gott der Segen!“
Friedrich Rückert.
4. Die Blumen.
Siebh dort die Blümlein an bei heiterm Frühlingswetter!
Wie stille öffnen sie der Sonne ihre Blätter!
8So öffne Gott dein Herz, dann wird dir Lächt und Leben
Und alle Tugenden sein stiller Einflub geben!
Gerbhard Terstegen.