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kröne leuchten läßt, das kostbare, durch die unerhörten Siegestaten unsres
Volkes im Kampfe gegen den französischen Erbfeind errungene Kleinod.
Und nun steigen wir abwärts nach Rüdesheim im herrlichen Rhein¬
gau. Dieser fünf bis sechs Stunden lange Landstrich am rechten Ufer
des Rheinstromes wird überragt von dem Rheingaugebirge, einer Ab¬
zweigung der Taunuskette, von welchem auch der Niederwald einen Teil
bildet. Das Gebirge schützt den eigentlichen „Weingau" vor den Nord-
und Ostwinden, während die Mittagssonne auf die wenig anstrebenden
Höhen der unteren Gemarken, die einen teilweise schieferigen Boden
haben, in voller Kraft wirken kann. Hier bestellt der Rheingauer mit
unermüdlichem Fleiß, größter Sorgsamkeit und Umsicht den für die
Reben von Natur außerordentlich günstigen Boden, düngt und pflegt
ihn; denn nicht ohne Mühe und Arbeit wird der gepriesene Stoff der
Erde abgerungen.
In malerischer Abwechselung breiten sich die Weingärten zwischen
Bergen und Tälern, Burgen und Kirchen, Städten und Dörfern am
Nheinufer aus; zahlreiche Inseln, mit Baum- und Buschwerk geschmückt,
tauchen aus den Stromfluten empor, und das von Buchen- und Eichen¬
waldungen gekrönte Rheingaugebirge schließt die saftigen Rebenhügel
des Rheingaus ein, während vom jenseitigen Ufer üppiger Tannenwald
anmutig herübergrüßt. Als eine durch Gärten unterbrochene, fortgesetzte
Ufersladt des Rheines liegt, wie ein rheinischer Schrislsteller sich aus¬
drückt, die herrliche Landschaft da. Rüdesheim, Geisenheim, Johannis¬
berg, Markobrunn, Erbach, Eltville, Rauenthal, Schierstein, — und
am linken Ufer Ingelheim bezeichnen seit lange das Schönste, was am
Rheinstrome unter sorgsamer Pflege des Winzers die Sonne zur Er¬
quickung des kundigen Trinkers zu reifen vermag.
Als bedeutendster Nebenfluß des Rheins mündet auf der linken
Seite bei Koblenz die Mosel. Von den Westabhängen des Wasgen-
waldes herabkommend, durchwandert dieser Fluß zuerst den französischen
Teil des lothringischen Stufenlandes, dann diejenigen Gegenden, welche
das deutsche Schwert 1870 wiedergewann, und bildet endlich in der
preußischen Rheinprovinz zwischen Trier und Koblenz den interessantesten
Teil seiner Talfurche. Mit äußerst tiefem Einschnitte und unter fort¬
gesetzten Windungen teilt die Mosel hier, indem sie die Bergmassen
des Hunsrück von denen der Eifel trennt, die westliche Abteilung des
rheinischen Schiefergebirges in zwei Hälften. Mit dieser Eigentümlich-