30, Sonntags am Rhein.
Robert Neinick.
1. Des Sonntags in der Morgenstund',
Wie roandert's sich so schön
Am Rhein, wenn rings in weiter Rund'
Die Morgenglocken geh'n!
2. Ein Schisslein zieht aus blauer Flut,
Da singt's und jubelt's drein;
Du Schisslein, gelt, das sährt sich gut
In all die Lust hinein?
3. Vom Dorse hallet Orgelton,
Es tönt ein frommes Lied,
Andächtig dort die Prozession
Aus der Kapelle zieht.
4. Und ernst in all die Herrlichkeit
Die Burg herniederschaut
Und spricht von alter, starker Zeit,
Die auf den Fels gebaut.
5. Das alles beut der prächt'ge Rhein
An seinem Rebenstrand,
Und spiegelt recht in hellem Schein
Das ganze Vaterland,
6. Das fromme, treue Vaterland
In seiner vollen Pracht,
Mit Lust und Liedern allerhand
Vom lieben Gott bedacht.
31. Lorelei.
Heinrich Heine.
1. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.