260
Heldensagen.
auf die Köpfe der Hydra, und immer wuchsen wieder neue
heraus, und er wäre nicht mit ihr fertig geworden, wenn
nicht sein Freund Iolaus bei ihm gewesen wäre. Der hieb
Bäume um und legte die Stücke zusammen und machte
ein großes Feuer; nun nahm er große brennende Stücke,
und wenn Herkules einen Kopf zerschlagen hatte, so brannte
er ihn damit, dann wuchsen keine anderen wieder heraus.
Als alle Köpfe entzwei geschlagen waren, war die Hydra
tot, und Herkules tauchte die Spitzen seiner Pfeile in ihr
Blut, das war so giftig, daß, wenn der Pfeil die Haut nur
ritzte, so starb der Mensch oder das Tier. Das war der
zweite Kampf, den Herkules auf Befehl des Eurystheus voll¬
brachte, wie Apollo es ihm befohlen hatte.
3.
Der Eber vom Erymanthus.
Darauf verlangte Eurystheus, daß er den wilden Eber
vom Erymanthus lebendig bringen sollte. Der Erymanthus
ist ein Berg in Arkadien, da wohnte dieser Eber und lief
in alle Kornfelder und Gärten und verwüstete die, und
wenn die Leute mit Spießen gegen ihn gingen, so warf
er sie nieder und verwundete sie mit seinen großen Hauern,
daß sie starben.
Da ging Herkules auf den Erymanthus und dachte, daß
der Eber gegen ihn laufen sollte, wie gegen andere Jäger,
und dann wollte er ihn greifen; aber der Eber ward bange
vor ihm und lief weg. Herkules lief ihm nach, und der
Eber immer vor ihm her und sprang in der Angst in eine
tiefe Schlucht, die war voll Schnee; denn auf den Bergen
von Arkadien liegt tiefer Schnee wie auf den Alpen. Da
hatte Herkules eine Schlinge von einem starken Tau ge¬
macht, und die warf er ihm um die Beine und den Leib,
als er zappelte, um herauszukommen; er zog ihn herauf
zu sich, warf das Tier auf seine Schultern und trug ihn
nach Tiryns. Der Eber lag auf dem Rücken, mit den
Beinen in die Höhe, und grunzte und schlug mit dem
Kopf und den Beinen, aber er konnte sich nicht losmachen.