krächzt von Dohlen und Turmfalken. Von einem dieser Türme nun
wird folgendes erzählt: Als in den ersten Jahren des Dreißigjährigen
Krieges spanische Scharen das Rheinland verwüsteten, kam auch eine
Abteilung Spanier gen Kaub und eroberte es in wenig Tagen, da der
Kommandant, wie das ja öfter so geht, es eben vorzog, sich rasch zu
ergeben. Nur einer der Türme, der mitten in der Stadt sich erhob,
wurde nicht geöffnet. Vergebens waren alle Aufforderungen des Feindes,
sich aus Gnade oder Ungnade zu ergeben; die kleine Besatzung hielt
tapfer stand, und mancher Spanier verlor durch wohlgezielte Schüsse aus
den Schießscharten des Turms sein Leben. Von Zeit zu Zeit erschienen
über der Brüstung oben, vorsichtig spähend, einige Köpfe, aber man
konnte gegen die tapferen Verteidiger nichts ausrichten. Stürmen konnte
man nicht, denn diese Türme haben ihre Eingangstür zwanzig und mehr
Fuß über dem Erdboden, da mußte man Leitern anlegen; und ehe es
dahin kam, schossen die von oben die Leiteranleger einzeln tot. Die
Spanier hatten auch keine schweren Geschütze, und so blieb vier Wochen
lang alles unverändert. Der Feind war zwar im Besitze der Stadt,
allein dieser Besitz war immerhin unvollständig, denn jeder vermied die
Nähe des verhängnisvollen Turms, schlich sich auf Umwegen um ihn
herum oder schaute ängstlich von ferne hinüber.
Endlich, nach vier Wochen, erschien eine weiße Fahne am Turm, das
Zeichen, daß man unterhandeln wolle. Eine Trompete schmetterte, und
als man durch Gegenzeichen zu verstehen gab, daß man zu Verhandlungen
geneigt sei, erschien ein bärtiger Krieger oben an der Brüstung, während
gleichzeitig die drohend aus den Mauerluken ragenden Musketenläufe
verschwanden. Die Besatzung erklärte sich bereit, den Turm zu über¬
geben, jedoch nur, wenn ihr freier Abzug gestattet würde. Die Position
-war zu wichtig, und darum, wie auch in Anbetracht der glänzenden und
ehrenvollen Verteidigung, wurde die Forderung bewilligt. Neugierig
pflanzten sich sämtliche Spanier unten am Turm auf, um endlich ihre
tapferen, geheimnisvollen Feinde von Angesicht zu Angesicht zu schauen.
Die Trommeln wirbelten, — jetzt sollte der feierliche Akt vor sich gehen.
Nicht lange, so hörte man mühsam einen Schlüssel sich drehen, eine Tür¬
angel knarrte, die Turmtür oben tat sich auf, eine Leiter senkte sich her¬
nieder, und die Besatzung kletterte gravitätisch die Sprossen herunter:
ein alter, bärtiger Feldwebel voran, ihm folgte sein Weib und nach dem
Weibe — eine dürre Geiß, niemand mehr und niemand weniger!
Diese drei waren die einzigen Insassen des Turmes