Full text: Mittelstufe: Zweiter Cursus (Theil 4, [Schülerband])

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von einem gehört, so und so?" Der Diener sagte: „Das ist ja unser 
General, der im Lager steht. Heut hat er bei uns zu Mittag gegessen," 
und zeigte ihr den Platz. Aber die gute Mutter gab ihm wenig Gehör 
daraus, sondern meinte, es sei Spaß. Der Diener ruft den Wirt. Der 
Wirt sagt: „Ja, so heißt der General!" Ein Offizier sagte auch: 
„Ja, so heißt unser General," und auf ihre Fragen antwortete er: 
„Ja, so alt kann er sein," und „Ja, so sieht er aus, und ist von 
Geburt ein Schweizer". Da konnte sie sich nicht mehr halten vor in¬ 
wendiger Bewegung und sagte: „Es ist mein Sohn, den ich suche," 
und ihr ehrliches Schweizergesicht sah fast ein wenig einfältig aus vor 
unverhoffter Freude und vor Liebe und Scham. Denn sie schämte sich, 
daß sie eines Generals Mutter sein sollte, vor so vielen Leuten, und 
konnte es doch nicht verschweigen. Aber der Wirt sagte: „Wenn das 
so ist, gute Frau, so laßt herzhaft Eure Bagage abladen von dem Post¬ 
wagen und erlaubt mir, daß ich morgen in aller Frühe ein Kaleschlein 
anspannen lasse und Euch hinausführe zu Eurem Herrn Sohn ins 
Lager". 
Am Morgen, als sie in das Lager kam und den General sah, ja, 
so war es ihr Sohn, und die junge Frau, die gestern mit ihm geredet 
hatte, war ihre Schwiegertochter, und das Kind war ihr Enkel. Und 
als der General seine Mutter erkannte und seiner Gemahlin sagte: 
„Das ist sie," da küßten und umarmten sie sich, und die Mutterliebe 
und die Kindesliebe, und die Hoheit und die Demuth schwammen in 
einander und gossen sich in Thränen aus, und die gute Mutter blieb 
lange in ungewöhnlicher Rührung, fast weniger darüber, daß sie heut 
die Ihrigen fand, als darüber, daß sie sie gestern schon gesehen hatte. 
— Als der Wirt zurückkam, sagte er, das Geld regne zwar nirgends 
durch das Kamin herab, aber nicht zwei hundert Gulden nähme er 
darum, daß er nicht zugesehen hätte, wie die gute Mutter ihren Sohn 
erkannte und sein Glück sah; und der Erzähler sagt: „Es ist die schönste 
Eigenschaft weitaus im menschlichen Herzen, daß es so gern zusieht, 
wenn Freunde oder Angehörige unverhofft wieder zusammen kommen, 
und daß es allemal dazu lächeln oder vor Rührung mit ihnen weinen 
muß, nicht ob es will". P. Hebel. 
. 4. Fnihlingsglanbe. 
Die linden Lüfte sind erwacht, 
Sie säuseln und weben Tag und Nacht, 
Sie schaffen an allen Enden. 
O frischer Duft, o neuer Klang! 
Nun, armes Herze, sei nicht bang; 
Nun muß sich alles, alles wenden.
	        
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