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86. Bayerland.
Von der Alpen Firn bis zu Spessart und Rhön
Die lieblichen Thale, die schwellenden Höh'n:
Mein Bayerland, wie bist du so schön!
Auf Almen und Auen, welch tauiges Grün!
In Wäldern und Feldern, welch Keimen und Blüh'n
In Nähe und Ferne, welch Leuchteil und Glüh'n!
Hoch ragt in der Sonne verklärendem Schein
Manch goldiges Haupt in die Lüfte hinein:
Die Zugspitz, der Watzmann, der Wendelstein.
Und steig' ich hernieder vom ewigen Schnee,
Vor neuen Wundern ich staunend steh':
Vor Königs- und Chiem- und Tegernsee.
Die Gelände befruchtend zu reichem Gewinn,
Rauscht mächtig die Donau, die Isar, der Inn
Durch deine gesegneten Fluren dahin.
Vorüber an Hügeln, bekränzt mit Wein,
Schlängt silbern sein Band der sanftere Main
Zu dem Hüter der Pfalz, dem herrlichen Rhein.
Und die blühenden Städte des Vaterlands!
Wer reichte nicht Münchens und Würzburgs Glanz,
Nicht Nürnberg und Augsburg den Ehrenkranz?
Altbay'r, Schwab', Frank' und Pfälzer — allwärts,
Welch biederes Volk in Lust und in Schmerz,
Wem ginge nicht auf das bay'rische Herz!
Gern preis' ich, was andre für Deutschland gethan,
Doch blick' ich mit Stolz zu den Unsern hinan,
Zu den Ludwig und Maximilian.
Hie Wittelsbach in Mut und in Treu'!
So wies seine Pranken der bay'rische Leu
Voil Belgrad bis Sedan immer aufs neu'.
In Krieg und in Friedeil ist nimmer erschlafft
Bavarias Söhnen die sehnige Kraft
Zu deutscher Walhallagenossenschast.
Was Bayern vollbracht in der Zeiten Lauf,
Das schließen die Tempelhallen dir auf
Bon Sendling, von Kelheim, von Donaustauf.
Drum, wer Deutschland ehrt, hält Bayern wert!
Reich blüht, von der Flamme des Schönen genährt,
Germanisches Leben am bay'rischen Herd.