Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

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edle Kunst des Meistergesangs am Herzen, die durch ihn ihre Blüte 
erreichte. Durch seine unermüdliche Thätigkeit wurde die Meistersäuger¬ 
schule zu Nürnberg so gehoben, daß sie 250 Nürnberger Handwerker zu Mit- 
gliedern zählte. Die öffentlichen Aufführungen der „Gesänge" wurden in der 
Katharinenkirche abgehalten, und der aus dem Wettstreit heroorgegangene 
Sieger ward mit dem „Davidsgewinne" geschmückt, einem goldenen 
Schildchen, auf welchem der König David mit der Harfe abgebildet war. 
Diesen Orden hatte Hans Sachs gestiftet, um den Eifer der Nürnberger 
Dichter anzuspornen. Es war und blieb sedoch selbstverständlich, daß er 
unter allen Sangesmeistern der Stadt sich als der erste hervorthat, 
und niemand dachte daran, ihm diesen Vorrang streitig zn machen. 
Der Ruhm Haus Sachsens erstreckte sich jedoch weit über das 
Weichbild*) seiner Vaterstadt hinaus. Seine Dramen, deren er über200 
schrieb, besonders seine Fastnachtsspiele, wurden in allen Städten, wo 
der Meistergesang blühte und Anklang fand, häufig und gerne aufgeführt. 
Sein reiches Leben beschloß er am 19. Januar 1576 im ehr¬ 
würdigen Aller von 82 Jahren. Im Jahre 1874 errichtete ihm seine 
Vaterstadt ein herrliches Denkmal unter Beteiligring aller Volkskreise 
der deutschen Lande. 
95. Die erste Buchdruckcrei in Bamberg. 
Es gibt keine bedeutungsvollere Ersindung als die Buchdruckerkunst. 
Früher gab es nur geschriebene Bücher, die meist von Mönchen 
herrührten. Selbstverständlich waren damals die Bücher ungemein tener. 
Eine einzige schön geschriebene Bibel kostete 800 bis 1000 Mark. Die 
Kenntnisse und Wissenschaften konnten deshalb zumeist nur durch das 
mündliche Wort der Geistlichen und Mönche in der Kirche und in den 
Klostcrschulen verbreitet werden. 
Dies wurde anders durch die großartige Erfindung der Buch¬ 
druckerkunst. 
Um die Ehre und den Ruhm, die Geburtsstütte dieser hohen Kunst 
zu sein, stritten sich früher siebzehn Städte; bevorzugtes Anrecht haben 
unter denselben besonders vier: Haarlem in Holland, Straßburg, Mainz 
und Bamberg. In Haarlem wurden schon im Jahre 1420 kleine Gebet¬ 
bücher durch Lvreuz Koster hergestellt, indem man Figuren und kleine 
Unterschriften oder Erzählungen auf eiuem hölzernen Brettchen so aus- 
*) „Weich" heißt der zu einer Stadt gehörige Bezirk; abgeleitet ist das Wort von 
vicn8; Bild — Grenzsäule.
	        
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