Full text: [Theil 2 = (Quinta), [Schülerband]] (Theil 2 = (Quinta), [Schülerband])

Lauckhard: Der Brotbaum. 
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Der Teig, der auf solche Art entsteht, ist- vollkommen durchgesäuert und 
schmeckt wie das schwarze westphälische Brot, wenn es nicht ganz aus¬ 
gebacken ist. Von dem Vorrat!) in der Grtlbe wird jedesmal nur so 
viel genommen, als zu einem Gebäcke hinreichend ist. Man macht faust¬ 
große Klumpen daraus, rollt sie in Blätter und bäckt sie auf erhitzten 
Steinen. Solche Klumpen halten sich einige Wochen lang, und" es 
ist dieses saure Brot bei den Trahitern so beliebt, daß ihre Vornehmen 
es bei jeder Mahlzeit essen, und während der drei oder vier Monate, 
wo die frische Brotfrucht fast gar nicht zu haben ist, genießt das ganze 
Volk beinahe keine andere Speise. Ungebacken hält sich der gegorene 
Teig mehrere Monate hindurch in den Gruben, ohne einige Veränderung 
zu leiden. 
Eine ungleich größere Menge Brotfrucht wird frisch aufgezehrt. Vor 
der völligen Reife ist das Fleisch schneeweiß und von lockerem, mehligem 
Gewebe, doch kann man es nicht roh genießen; die Frucht muß geschält, 
in Mätter gewickelt und gebacken werden; dann hat sie aber völlig den 
Geschmack von Weißbrot, das mit gekochten, mehligen Kartoffeln ver- 
i zcht wurde. Ganz reif hat die Frucht eine gelbliche Farbe, ist weich 
anzufühlen und inwendig einem Brei ähnlich. Obgleich man sie in 
diesem Zustande roh essen kann, ist dies doch eine ungesunde Speise. 
Obgleich die Frucht das köstlichste und nützlichste am Brotbaume 
ist, so dient er dem Menschen noch, nachdem er während eines Menschen¬ 
alters Früchte getragen; sein Holz wird, wenn er anfängt abzusterben, 
mit geringer Mühe zu allerlei Geräthschaften verarbeitet. 
Auch junge Bäume werden häufig nicht ihrer Früchte wegen ge¬ 
pflanzt, sondern so gerade wie möglich und ohne Aeste in die Hohe ge¬ 
zogen. etwa im dritten Jahre abgeschnitten und das zarte Zellengewebe, 
aus welchem sich jährlich eine neue Holzlage an Stamm und Aesten 
bildet, abgesondert, vorbereitet und zu Musselin ähnlichen Tüchern ver¬ 
arbeitet. 
Der Blätter bedient man sich, außerdem daß sie abgefallen zur 
Düngung nützen, zum Einwickeln uitb um den Teig darin zu backen. 
Die erste Vorbereitung zur Mahlzeit besteht jedesmal darin, daß eine 
große Menge von Blattern ans den Boden gestreut werden; unmittelbar 
auf diese legt man das Essen, ohne den' entbehrlichen Aufwand von 
Tellern und Schüsseln. Ein Blatt vom Brotbaum, welches anderthalb 
Schuh lang ist, vertritt auch die Stelle der Serviette. In Burro und 
den Gewürzinseln zünden die reisenden Indianer des Nachts ein Feuer 
von den Blättern des wilden Brotbaumes rings um ihre Lagerstätte an, 
dessen beständiges Knistern die Schlangen verscheucht. 
Die Blüte des Brotbaumes besteht in einer spannenlangen, braun¬ 
gelben Kolbe, welche ganz mit Blüten bedeckt ist und Aehnlichkeit mit 
den Schilfkeulen hat, die in unseren Sümpfen wachsen. Wenn diese 
Kolben trocken sind, haben sie die Eigenschaft des Zündschwammes und 
man bedient sich ihrer zur längeren Aufbewahrung des Feuers. Endlich 
dringt aus allen verwundeten oder eingeschnittenen Theilen des Baumes 
ein weißer, klebriger Saft, der mit Kokosmilch eingekocht, als VogelleM^ 
verbraucht wird.' Mit Sagomehl, Zucker und Eiweiß vermischt, wird 
Deutsches Lesebuch f. b. Lebranst. II. Thl. (Quinta.) SchUÜ 17 'isci.unfl 
BraunsJnveig 
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